TEER, SEIFENBLASEN, PLASTIKTIERE oder ein Stauduft

Ganz ehrlich? Ich war derartig neugierig auf „Tar“, dass heute sofort dieser Duft nachgeschoben werden musste. Die Kollegen „Garage“ und „Skai“ aus der Series 6: Synthetic von Comme des Garçons waren meines Erachtens absolute Kracher und das volle Programm Kopfkino!

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Tar erweist sich als bislang komplexester Duft aus dieser Reihe. Angekündigt wird er mit einem Bild, das sicher jedem von uns in irgendeiner Form bekannt vorkommt:

Tar von Comme des Garçons entführt Sie in einen Stau an einem heißen Sommertag. Die Spur vor Ihnen ist mit Baustellen übersät und der Geruch der Stadt dringt langsam in das Auto ein. Die Dämpfe des frisch verlegten Bitumen, erdige Noten und pyrogene Aspekte wehen durch die Lüftung und intensivieren den Geruch des oft benutzten Zigarettenanzünders im Auto. Der Lufterfrischer verbreitet den harzigen Duft von Styrax und Opoponax, begleitet von einem Hauch zitrusfrischer Bergamotte.

Ich habe mit einem Teerduft à la heißer Asphalt gerechnet, wie man ihn aus endlosen Staus auf Urlaubsfahrten kennt. Kerosin, Leder, Lorbeer und Vetiver wurden als Herznoten angeben und diese ledrige Krautigkeit ist es auch, die man sofort wahrnimmt. Aber da ist noch mehr. Unterschwellige Harze, aber auch schwer einzuordnende frische Noten lassen sich ausmachen.

Pustefix SeifenblasenlaugeVor allem auf dem Duftstreifen, wo die Komposition weitaus leichter daherkommt, erinnert mich der Geruch an Seifenblasen. Ihr kennt sie sicher auch noch, die Seifenblasenflüssigkeit mit dem Bärchen, hier rechts im Bild. Tatsächlich kommen nach einer Weile auch noch leicht süßliche Noten heraus, die wahrscheinlich von den Aldehyden kommen und den erwähnten Lufterfrischer nachahmen sollen.

Eine andere Assoziation, die ich habe, bezieht sich auf aufblasbare Wasserspielzeuge, mit denen Kinder am Strand spielen. Wenn sie gerade aufgeblasen werden, entwickeln manche einen ganz typischen Plastikgeruch. Wisst Ihr, was ich meine?

Die angegebenen Duftnoten: Kopfnote: Aldehyde, Bergamotte, Florale Noten; Herznote: Kerosin, Leder, Lorbeer, Vetiver; Basisnote: Opoponax, Sandelholz, Styraxharz

Ihr seht schon, in diesem Duft stecken ganz unterschiedliche Betrachtungsweisen, weswegen ich ihn auch zu Beginn als den komplexesten Duft dieser Serie bezeichnete. Zugleich ist er auch der tragbarste. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht der eine oder andere Freund von Vetiver und Leder hier begeistert sein könnte. Ziemlich eigenwillig ist er schon, aber das war zu erwarten.

Flag of the Red Cross Eine traurige Nachricht habe ich noch: „Tar“ war nun der letzte Duft aus dieser Serie. Nein, wird der eine oder andere denken, es gab doch noch zwei weitere Düfte! Das ist richtig, nämlich „Soda“ und „Dry Clean“. Leider sind beide auch in unserem Shop restlos ausverkauft – nicht einmal kleine Pröbchen sind zu haben. Deswegen möchte ich hier einen kleinen Spendenaufruf starten: Hat jemand von Euch diese Düfte zuhause und möchte mir eine kleinste Menge für einen Blogartikel zur Verfügung stellen? Es winkt Euch ewige Dankbarkeit und eine ehrenvolle Erwähnung hier im Duft-Tagebuch!

Auch wenn ich keine Proben mehr bekommen sollte, es warten zumindest noch Odeur 53 und Odeur 71 auf eine Besprechung.

Ganz viele Grüße von
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. Manuel
    7. Februar 2014
    Antworten

    Ich habe gerade voller Freude Deine Rezession gelesen. Ein faszinierender Duft, weil er anders und spannend ist. Wer beim Namen „Tar“ an den Geruch einer frisch geteerten Straße denkt, der wird von diesem Konzeptduft vielleicht etwas enttäuscht sein. Für mich riecht er vielmehr nach einer richtig aufgeheizten Straße am Ende eines langen Sommertages. Man spürt die Wärme und das Urbane, den Verkehr und die langsam abnehmende Hektik eines Tages. Letztere Assoziation vielleicht auch durch die etwas blumige Note, die der Duft nach längerem Tragen entfaltet.

    Auf der Haut kommt der Duft bei mir deutlich voluminöser und lauter rüber als auf einem Teststreifen. Er passt sehr gut zu mir und ich wurde in der kurzen Zeit, in der ich in jetzt trage, schon mehrmals darauf angesprochen. Es ist ein Konzeptduft aber er ist tragbar. Vielleicht nicht jeden Tag im Büro aber abends absolut. Ob man so riechen soll? Tja, nach was soll man denn riechen? Vielleicht ist es gerade das, was uns die Synthetic Serie fragen möchte. Schade, dass die Serie derzeit nicht mehr zu bekommen ist.

    Ich habe allerdings Gerüchte gehört, dass die Serie Ende 2014 neu aufgelegt werden soll. Es wäre eine Bereicherung.

  2. Harmen
    11. Februar 2014
    Antworten

    Hallo Manuel,
    da bin ich aber gespannt, ich weiß nichts von einer Neuauflage. Das wäre immerhin die Chance für mich, die verbliebenen beiden Düfte auch einmal vorzustellen.
    Viele Grüße
    Harmen

  3. Manuel
    14. Februar 2014
    Antworten

    Hallo Harmen,
    aus der Serie kenne ich noch die beider anderen, noch am ehesten verbreiteten Düfte, Skai und Garage. Beide finde ich für mich etwas schwieriger zu tragen, wobei Garage schnell mal etwas grob und stechend auf die Umwelt wirken kann (manche riechen da eine Zahnarutpraxis raus) und Skai, tja, das ist einfach gut getroffenen Kunstwildleder aus den 80ern aber eben genau da stelle ich mir immer die Frage: zu welchen Anlässen trage ich ihn. Und trotzdem rieche ich gerne daran.

    Über eine Rezession zu Soda oder Dry Clean würde ich mich freuen, sofern wir sie wieder zu Gesicht bekommen. Meine Gerüchtequellen: ein Modehaus in Stuttgart und ein großer Anbieter von Nieschendüfte.

    Viele Grüße,
    Manuel

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