Agonists zehnter Duft …

… ist soeben auf dem Markt erschienen – und ich kann es kaum fassen: Zehn Düfte? Wirklich? Haben die Schweden schon so viel lanciert? Ja. Und sie sind sogar schon alle hier im Blog rezensiert worden. Ich kann es selbst kaum glauben, obgleich ich der Verfasser dieser Artikel hier bin. Nun also zum zehnten Male – ein neuer Duft. Und dieser hört auf den Namen White Oud.

Jaja, ich weiß … Mittlerweile nervt es selbst mich ein wenig – Oud, Oud, Oud. Jeder meint, dass er einen Oudduft in der Kollektion braucht. Ich brauche es immer weniger – und das als wirklich eingefleischter Oudliebhaber. Wann hat diese Phase angefangen, vor vier Jahren ungefähr? Mir erscheint es schon ewig her zu sein.

Agonist kommen aus Schweden – und versprechen, die Oudthematik ein wenig anders aufzuzäumen als die anderen:

agonistwhiteoud10„When dark meets white. The fantasy of an OUD from the north. White Oud  is a visionary illusion recreated by essences. The white part is a mixture of three different musks, the oud’s sensation is recreated by cypriol, dry wood, leather and suede. It’s velveltry and narcotic, cooconing and energetic.“

Die Zutaten: Kopfnote: Ylang-Ylang, Maiglöckchen; Herznote: Mai-Rose, Veilchen, Patchouli, Tonkabohne; Basisnote: Weißer Moschus, Nagarmotha, Hölzer, Ambra.

Wenn wir hier ganz ehrlich sind, haben Agonist ja bereits zwei Düfte mit Oud im Repertoire – Onyx Pearl und den herrlichen Dark Saphir. Bei White Oud scheint Oud aber ganz offensichtlich das Hauptthema zu sein – oder eben auch nicht?

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White Oud ist ein Jubiläum für das Haus – der zehnte Duft der Kollektion, wie schon erwähnt. Da wollte man sich bei Agonist nicht nehmen lassen, das gebührend zu feiern: Zehn spezielle Inhaltsstoffe, zehn verführerische Düfte, zehn Jahre der Hingabe, zehn Jahre für die Liebhaber der kostbaren Parfums des Hauses:

agonistwhiteoud„Unser zehnter Duft ist die Frucht unserer Ambition, die klassischen Rohstoffe der Parfumeurskunst mit unserer künstlerischen und geradlinigen nordischen Vision zu vereinen.“

Zehn Ingredienzen hat man verwendet – und dabei ein bisschen gemogelt: Es ist mehr als eine Moschusvariante vertreten. Ich würde sagen, darüber lässt sich großzügig hinwegsehen, oder nicht? Kommen wir endlich zum Duft.

White Oud beginnt mit einer echten Wucht: Ein Megamaiglöckchen, das direkt vor meiner Nase aus dem Boden wächst, so hell, sauber, frisch und clean, dass es mich fast schon blendet. Irgendeine andere Blüte vermag ich im ganzen Verlauf nicht auszumachen – außer der Rose, die allerdings erst etwas später zum Zuge kommt. Der gleißend helle Charakter des Duftes offenbart alsbald Anmutungen von Seife, feiner, exklusiver, teurer Seife. Auf meiner Haut kommt in diesem Rahmen bereits Moschus zum Tragen, ein weicher Moschus, der durch eine gewisse Trockenheit und Nuancen von Graphit Akzente setzt. Ehrlich, Jungs und Mädels? Ich bin da raus. Für mich ist es eine Störnote, auch wenn ich an dieser Stelle zugeben muss, was Ihr als geneigte Leser eh schon wisst – ich bin kein besonderer Moschusfan. Normalerweise mag ich Seife, aber in diesem Ensemble ist mir einfach zuviel Moschus, duftet es mir zu clean, zu chemisch, zu künstlich. Da hilft, für mich, nicht einmal mehr die schöne Rose, die dem Duft fruchtige Frische einhaucht.

Icy dream

Ein Oudduft ohne Oud soll es ja sein, eher eine helle, skandinavische und vor allem abstrakte Oudinterpretation, die auf Cypriol, Leder, Hölzern und den Moschusarten beruht. Ich sehe, was man damit gemeint hat – und nehme auch die latent animalischen Anklänge des Moschus‘ wahr. Die Cremigkeit, die die Luzidität des Duftes weiterträgt, die sachten Hölzer. Nichtsdestotrotz hat das für mich mit Oud so gar nichts zu tun.

Und … sorry liebe Schweden von Agonist – für mich ist Eure Nummer Zehn definitiv nicht gemacht, auch wenn ich sie wirklich mögen wollte. Zu sauber und zwischenzeitlich zu grell, zu moschuslastig.

Ich bin gespannt, wie Ihr das seht – habt Ihr schon getestet?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Harmen Biró
    13. Februar 2015
    Antworten

    Dass Du Dich nicht daran erinnern kannst, den Artikel zu Solaris geschrieben zu haben, dafür hätte ich eine Erklärung ;-D

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