Cloon Keen Atelier: Gut Ding will …

… Weile haben, wie man so schön sagt. Schon ganz lange habe ich darauf gewartet, die Düfte dieses irischen Labels einmal testen zu können – noch besser, sie gleich bei uns im Shop begrüßen zu dürfen. Und endlich, endlich sind sie da.

margaretmangancloonkeenAuf den ersten Blick stimmt hier für mich alles: Aus Galway kommt das Parfumhaus, das bisher schon diverse Preise einheimsen konnte. Margaret Mangan und (ihr Partner) Julian Checkley, die beiden Gesichter hinter dem Haus, entstammen der Filmbranche – zweiter Pluspunkt, ganz klar. Parfum als Kunsthandwerk, Parfumeure als Künstler – auch das ist selbstverständlich ganz nach meinem Geschmack. Und das Motto ebenfalls: „Einfachheit ist die ultimative Form der Perfektion“. Die Düfte sind alle sowohl aus natürlichen als auch synthetischen Ingredienzen gefertigt – für mich immer die beste Mischung (vorausgesetzt natürlich, man weiß, was man kann, und man kann, was man tut ;)). Darüber hinaus ist dann noch die Rede von „fraktaler Parfümerie“, ergo einem linearen Konzept, was den Parfumaufbau angeht.

Nun – diesen linearen Aufbau habe ich eigentlich noch nie so richtig verstanden, muss ich gestehen. Für mich haben Parfums einen pyramidalen Aufbau. Oder sind linear – weil sie eben keine (besondere) Entwicklung haben. Ob ich jedoch ein Parfum wirklich linear gestalten kann im Sinne von „Puff – alle Duftnoten sind gleichzeitig da und haben in dieser Zusammensetzung auch Sillage“? Mmmmhh.

Wir stürzen uns, würde ich sagen, aber sofort ins duftende Geschehen, oder?

Momentchen – davor möchte ich Euch aber noch ein paar Filmchen ans Herz legen, die es zu Cloon Keen Atelier zu sehen gibt. Es wäre doch gelacht, gebe es diese nicht – mit dem Hintergrund, den die beiden Gründer haben 🙂

EVERY FRAGRANCE TELLS A STORY (2012) from Kamil Krawczak on Vimeo.

BOB – MASTER CHANDLER (2012) from Kamil Krawczak on Vimeo.

Tee lockt mich immer ungemein, weswegen ich mit Infusion Assam beginne:

„Infusion Assam wurde von einer atemberaubenden Reise in einem antiken Dampfzug in Tamil Nadu in Indien inspiriert. „Wäre es nicht furchtbar, in einem Land zu leben, in dem es keinen Tee gibt?“ – Noël Coward.

Ein minimalistischer, trockener Duft, der eine gelassene und besinnliche Stimmung verbreitet, während der Zug an Teeplantagen vorbeifährt: dunkle, nasse Hölzer und Jasmin, eingehüllt in rauchigen schwarzen Tee und reichhaltige Tonkabohne.“

Infusion_Assam_Bottle_Box_Dark

Oooh ja, es wäre ganz fürchterlich, ohne Tee durch’s Leben zu gehen – findet Ihr nicht? Da hat unser Sir Coward, seines Zeichens ein bereits verstorbener Brite (Schauspieler, Komponist, Schriftsteller – ein Allrounder also) durchaus recht.

Old Steam Engine - Ooty

[Edit: Der Zug ist ein antiker indischer Zug, der genau in dem von Cloon Keen angesprochenen Bundesstaat Tamil Nadu herumgefahren ist – bevor jemand meint, ich werfe Euch hier irgendeinen Zug hin ;)]

Infusion Assam ist kein bloßer Teeduft, er ist mehr, nämlich eine Art Impression, die der Beschreibung des Hauses wirklich nahe kommt: Für mich duftet es nach Regenzeit, nach lauwarmem Regen, den ich auf der Haut verspüre, und nach Grün, Dunkelgrün genauer, um mich herum. Der Geruch von Regen auf der Pflanzenwelt, auf Blättern und Gräsern, Büschen und Sträuchern. Auf leise und feine Art und Weise rauchig mit einem Quentchen Zitrus, wie ich meine. Dazu gesellen sich sachte Anmutungen von Jasmin. Wie ich Jasmintee liebe! Hier ist er leichter umgesetzt als bei Etros Palais Jamais, dem rauchigen Jasminfeuer, das aus Teeblättern entzündet wurde. Überhaupt differiert Infusion Assam bei mir sehr – Haut und Teststreifen unterscheiden sich deutlich: Auf dem Teststreifen rieche ich sogar Honig, hier erinnert er mich ein wenig entfernt an Giacobettis Meisterwerk Tea for Two, das endlich, endlich wieder erhältlich ist. Auf meiner Haut zeigen sich keinerlei güldene Honiganklänge, dafür eine ordentlich wärmende und fein-würzige, wie immer an Vanille erinnernde Tonkabasis.

Wer Tee mag, der liegt mit Infusion Assam in jedem Falle richtig. Überhaupt sei an dieser Stelle anzumerken, dass es gerne mehr und öfter Teedüfte geben dürfte, findet Ihr nicht?

Duft Nummer Zwei hört auf den Namen Lune de Givre:

„Der ätherische Glanz des Mondscheins auf der Erde ist in dieser weichen, grünen und holzigen Mischung aus Anglikawurzel, Iris, Vetivergras und Galbanum eingefangen. Der Duft ist leidenschaftlich, warm und erdig. Lune de Givre ist geheimnisvoll und sinnlich, ein faszinierender, blühender Duft.

Ursprünglich wurde der Duft von Delphine Thierry für ihren persönlichen Gebrauch kreiert, aber Maggie und Jules waren von dem Duft so angetan, dass sie Delphine überredet haben, die Formel für diesen Duft Cloon Keen Atelier anzuvertrauen.“

Angelika, oh Du Angelika! Ich vermisse ihn ja so, meinen Lieblingsduft mit Engelwurz: Angelique Encens von Creed. Leider den ganzen Reformulierungen zum Opfer gefallen und mittlerweile ziemlich gesucht. Lune de Givre ist zwar dem Charakter nach anders, könnte aber in der Tat ein schöner Ersatz sein – was für eine wundervolle Mischung!

Lunar twilight in the meadows of Yosemite

Ich sehe durchaus die Inspirationsquelle – eine Mondnacht: Lune de Givre duftet erdig und wurzelig, dabei aber silberklar – Angelika in ihrem schönsten Gewande. Sachte raucht und salzt hier der Vetiver den verhalten nassen Untergrund, der wurzelig und leicht staubig sich präsentiert. Sind es sacht-feuchte Moose, die sich dem Mondenschein entgegenrecken? In jedem Falle nehme ich auch etwas Steiniges wahr – ein von der Natur zurückeroberter Kiesweg, der sich durch die nächtliche Landschaft schlängelt vielleicht, oder auch eine Statue, die von der Kunstfertigkeit vergangener Zeiten erzählt.

meadow in the moonlight

Lune de Givre ist einer jener kontemplativen Düfte. Einer, der einen zu sich selbst bringt, der beruhigt, beschützt, umhüllt und die genussvolle Einsamkeit eines der Romantik und ihrem Naturerleben verpflichteten Bildes verströmt.

Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht mit Cloon Keen Atelier – der Auftakt ist schon einmal stimmig, meine Lieben!

Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike. 

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Dorothea
    4. Februar 2015
    Antworten

    Oh ja, der Auftakt ist sehr stimmig, das kann man wohl sagen! Alleine schon das Motto des Parfumeur-Paares spricht mich als Minimalistin sehr an, und – rate mal, was ich gerade trinke? Wie könnte es anders sein – eine Tasse Assam-Tee. Immerhin kann ich ihn schon richtig schmecken! Ich muss gestehen, Assam und Ceylon, also die malzigen Teesorten, sind eigentlich die einzigen Tees, die ich trinke. Ich bin hier leider ein wenig „picky“ 😉
    Die chinesischen Tees sind mir zu rauchig, Darjeeling zu blumig, Grüntee zu bitter und aromatisierte Tees gehen schon mal gar nicht (sorry, Uli ;)) – außer Rooibos-Tee, den nehme ich aber irgendwie gar nicht als Tee wahr ;).
    Allerdings bin ich neulich, inspiriert durch eine Blogger-Kollegin vom beautyjagd-Blog, auf den Matcha-Geschmack gekommen, und zwar ins Müsli untergemischt oder ins Vanille-Eis! Lecker!
    Vor meiner Erkältung konnte ich gerade noch Russian Tea von Masque Milano testen und fand ihn sehr schön, sind die beiden irgendwie vergleichbar? Ich finde übrigens auch, dass es zu wenig Tee-Düfte gibt (die richtigen, meine ich, so was wie Thé pour un Eté ist irgendwie mehr Jasmin als Tee für mich…). Mein Favorit ist übrigens nach wie vor der schöne Osmanthe Yunnan von Hermès.
    Ich glaube, Angelika-Düfte sind aber noch seltener, oder? Ich kenne nur Angeliques Sous La Pluie von Frederic Malle und seit ein paar Tagen Angelique von Papillon Artisan Perfumes, hast Du ihn schon getestet? Und ist Angelika in Heeley’s Iris de Nuit nicht auch eine der Hauptnoten?
    Die Duftnoten von Lune de Givre sind genau mein Beuteschema, Iris und Galbanum, das hört sich schon mal toll an, dazu noch Angelika und Vetiver, nun bin ich angefixt 🙂
    Bei dem Namen Lune de Givre muss ich sofort an einen anderen Liebling von mir denken – Cuir de Nacré von Ann Gérard, der ursprünglich Pleine Lune hieß (auch hier ist Angelikawurzel enthalten, wie ich gerade sehe), aber ich nehme an, dass die beiden nicht allzu ähnlich sind, oder?
    Bin schon gespannt, auf den Rest der Kollektion!

    Liebe Grüße
    Dorothea

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