Lothair und Levantium aus dem Hause Penhaligon’s …

… fehlen uns noch aus deren Trade Routes-Kollektion, die letzte Woche bereits mit Empressa ihren Anfang machte. Ich war ziemlich angetan – und, ich darf es schon verraten: Ich bin es auch von den anderen beiden Kandidaten.

Lothair macht den Anfang:

lothair„… for Ladies and Gentlemen.

Let’s Talk About Inspiration
„Ladies and Gentlemen, bitte kommen Sie an Deck!“ Vielleicht hielt Parfumeur Bertrand Duchaufour gerade eine aufregende Teatime, als er sich durch den berühmten Tee-Klipper Lothair zum gleichnamigen Duft inspirieren ließ. Exotische Waren aus aller Welt fanden mit dem eleganten und anmutigen Segelschiff ihren Weg in die britischen Speicher. Er wurde 1870 im Lavender Dock im Londoner East End gebaut – im selben Jahr gründete William Henry Penhaligon seinen Barber Shop. Na, wenn das kein Zufall ist!

Let’s Talk About Creation
Bertrand Duchaufour hat in Reminiszenz an das gleichnamige Segelschiff einen abenteuerlustigen und mutigen Duft aus reichen exotischen Hölzern geschaffen. Lothair legt auch gleich richtig los: Der Duft eröffnet mit dem leicht salzigen Aroma von Grapefruit und Wacholder und dem klaren Grün von Feigenblättern. Das rauchige Herz aus Schwarzem Tee wird von den weichen Noten von Feigenmilch und Magnolie abgerundet. Ambra, Zedern- und Wengeholz bilden die Basis des Duftes.“

Model of Lothair.JPG
Model of Lothair“ by Deadkid dkOwn work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.

Duchaufour ist ja schon ein (halbes?) Versprechen – die Ingredienzen, zumindest für mich, erst recht: Kopfnote: Rote Beeren, Wacholderbeeren, Kardamom, Bergamotte, Grapefruit, Feigenblätter; Herznote: Feige, Lavendel, Magnolie, Geranium, Schwarztee; Basisnote: Vanille, Moschus, Zedernholz, Ambra, Wengeholz, Eichenmoos.

Zarte Zitrusnoten, prickelnd, dynamisch und herb, die in Verbindung mit der trockenen, herb-holzigen Fruchtigkeit von Wacholder und dem sanften Grün von Kardamom grün-blau-schillernd das Auslaufen des Schiffes symbolisieren – so zumindest für meine Nase. Subtile Salzigkeit und eine verhalten-warme Brise bilden das perfekte Wetter für eine lange Segelfahrt nach. Leinen los und hinaus in die weite Welt!

Antonio Jacobsen - American Tea Clipper

Duchaufour hat hier ein seltenes Juwel geschaffen, das vermutlich mehrere Anläufe braucht, um des einen oder anderen Herz zu erwärmen: Lothair oszilliert zwischen Wärme und Kälte, ist einerseits ein Immergeher, weil der Duft an und für sich unaufdringlich und zurückhaltend ist, leise könnte man sagen, obgleich er durchaus Sillage hat. Lässt man sich allerdings auf ihn ein, offenbart er einem Stück für Stück mehr von seinem faszinierend tiefgründigen Charakter. Je länger die Reise andauert, desto mehr nimmt meine Nase wahr, was dieses wundervolle Schiff geladen hat: Kostbaren fein-rauchigen Tee, teure Vanilleschoten, würzig und cremig lockend und Feigen, milchig und süß. Durfte man damals eigentlich schon mit einem Gin Tonic an Bord sitzen, so als Matrose? Ich glaube eher nicht. Aber Duchaufour hat solch einen Kerl eingebaut, schnuppert genau hin, meine Lieben! Darüber hinaus ist da unaufhörlich die See, das weite Meer, dessen Gischt sich mit Seetang vermischt an den altehrwürdigen Holzplanken bricht.

Danke, Monsieur Duchaufour – mit Ihnen macht Reisen immer noch (mit) am meisten Spaß!

Weiter geht es mit Levantium:

levantium„… for Ladies and Gentlemen.

Let’s Talk About Inspiration
Levantium steht für das Morgenland – das exotische Reich der Sinnesfreuden, in dem die kostbarsten Güter ihren Ursprung hatten. Ein Duft wie ein Märchen aus „Tausendundeine Nacht“.

Let’s Talk About Creation
Nehme er, was er wolle! Und koste es, was es wolle! in der Tat bediente sich Christian de Provenzano für das opulente Duftarrangement Levantium großzügig aus Londons Speichern, die bis zum Bersten mit Rum und Gewürzen, Blumen, Hölzern und Harzen gefüllt waren.

So fasziniert die berauschende Duftkomposition mit einem Schuss Rum und Absinth in der Kopfnote. Abgerundet durch die verlockende Wärme von Safran entfaltet sich nach und nach ein opulentes, florales Bouquet aus Rose, Jasmin und Ylang-Ylang. Die luxuriöse Basis aus rauchigem Oud verleiht dem Duft das gewisse Etwas.“

Edelalkoholika in Düften – das kann  normalerweise immer was. Und wenn dann noch folgende Zutaten dazu kommen, hört sich das gleich noch besser an: Kopfnote: Bergamotte, Davana, Safran, Absinth; Herznote: Rose, Jasmin, Veilchen, Nelke, Kardamom, Ylang-Ylang, Pfirsich; Basisnote: Ambra, Myrrhe, Guajakholz, Sandelholz, Zedernholz, Adlerholz (Oud), Patchouli, Moschus, Karamell, Vanille.

Der Parfumeur, der hier am Werke war, sagt mir erst einmal nichts – Christian de Provenzano. Nach kurzer Recherche ist er aber kein Unbekannter: Agent Provocateur, der Lieblingsduft einer meiner Freundinnen, geht auf sein Konto, genauso wie dessen Nachfolger Maitresse. Für Jasper Conran war er bereits am Werke und für Penhaligon’s schuf er bereits die beiden Love Potion No. 9-Düfte.

Bedouin girl falero

Levantium ist ein echter Kracher – und erinnert an so viele verschiedene Gattungen und Duftrichtungen, dass ich ihn so gar nicht einsortieren kann. Safran, rar und teuer, kitzelt meine Nase in der ihm eigenen, seltsamen trocken-fruchtigen Herbheit, begleitet von einer ordentlichen Portion Oudrauch. Nichtsdestotrotz nehme ich noch ein weiteres, würzig-warmes Holz wahr – Guajak? Ja, tatsächlich, meine Nase trügt mich nicht. Dazwischen hätte ich eine reife, likör- oder besser rumgetränkte Pflaume vermutet – Davana ist es, da bin ich mir sicher, die diese duftende Halluzination befeuert und gleichermaßen getrocknete Mango heraufbeschwört. Einen samtigen Pfirsich, in Honig getaucht, vermag ich zu entdecken, genauso wie ein leises pudriges Veilchen und Rosen satt. Patchouli wabert im Hintergrund, von feinster Vanillecreme untermalt. Kokelnde Hölzer, warm-glühend und herrlich brennend wie eine erlesene Räuchermischung. Und entdecke ich da nicht noch ein paar Wildledernoten, die mir das Oud zusammen mit der allgegenwärtigen Würzigkeit und den Hölzern unterschiebt?

An was erinnert mich das? An … vieles. An – Lubins Idole. Atelier Colognes Gold Leather. An Mannigfaltigkeit, opulente und reichhaltige. Was für ein wunderschöner Duft, meine Lieben! Für mich sind diese Gewürzroutendüfte immer die besseren Orientalen – aber das ist sicherlich Geschmackssache 😉

Habt Ihr schon getestet?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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