Endlich …

… ist es soweit: Die beiden neuen Düfte aus dem Hause Brecourt Paris sind da, Rosa Gallica und Poivre Bengale genannt. Ich hatte schon vor einiger Zeit das Vergnügen, da ich einen sehr netten Kontakt zur Parfumeurin und Markeninhaberin, Emilie Bouge pflegte. Les Éphémères heißt sie, ihre neue Kollektion, zu der die beiden Schönheiten gehören.

Der Terminus Éphémère leitet sich von dem griechischen epì und emèra ab, was übersetzt wortwörtlich „einen Tag lang“ heißt. Die Intention, die Bouge hegt, ist eine einfache, aber sehr schöne: Den Fokus legen möchte sie bei jedem einzelnen Duft dieser Kollektion auf einen seltenen, kostbaren Rohstoff. Einen, der nur in Kleinstmengen hergestellt wird, weil er – zu Unrecht – in Vergessenheit geraten ist. Oder weil seine Natur so fragil ist, er zu instabil, um in der Parfumerie gängig zu sein. Ein herrliches Vorhaben, das aber einen Rückschluss zulässt, den Bouge auch betont:

„Wer einen Duft unter solchen Bedingungen herstellt, kann nicht garantieren, dass der erlesene Rohstoff im Zentrum der Komposition in der benötigten Menge oder Qualität im nächsten Jahr erneut zur Verfügung steht. Niemand kann vorhersehen, ob jemals wieder ein Parfum hergestellt werden kann, das der Erstausgabe vollkommen gleichkommt. Darin liegt der flüchtige Charakter dieser Kreationen: Sie sind vergänglich, nicht reproduzierbar, nur für kurze Zeit und in limitierten Mengen erhältlich …“

rosa_gallicaRosa Gallica macht für uns heute den Anfang: Der Duft ist der gleichnamigen Rose gewidmet, die auch als Essigrose bezeichnet wird. Die Essig-Rose ist die Mutter aller Rosen: Von ihr stammen alle Rosenarten ab, die bis heute existieren. „Vergessen seit Anakreon, einem griechischen Lyriker der Antike, gelang es doch,“ wie Bouge schreibt, „einen französischen Produzenten zu finden, der die Essig-Rose in Zentraleuropa erntet, wo sie noch immer wild gedeiht.“ Nun – sie gedeiht dort nicht nur wild, das sei gesagt. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts, wie mir Wiki erzählt, wuchs die Gruppe der Gallica-Rosen durch französische und holländische Züchtungen von circa zehn anfänglichen Sorten auf knapp 1000 an. Des Weiteren war das wilde Röslein Wahrzeichen einiger Adelshäuser. Schon die Römer verwendeten die Gallica-Rose als Heilpflanze sowie zur Herstellung von Parfum, Rosenwasser, Tinkturen und Rosenessig.

Gärtner unter Euch, meine Lieben? Rosenfans? Ich selbst bin ja ein absoluter Rosenfan, aber leider ein verhinderter Gärtner mangels … Garten. Hätte ich irgendein Stückchen Fläche, wenigstens eine Terrasse, wäre diese sofort mit Duftrosen bepflanzt. Habt Ihr damit auch Erfahrung, hegt vielleicht gar eine Leidenschaft?

Rosa 'Charles de Mills' J1

Wenden wir uns jetzt dem Duft zu, der aus folgenden Ingredienzen besteht: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Weihrauch; Herznote: Rose, Myrrhe; Basisnote: Kaschmirholz, Ebenholz, Ambra.

Rosa Gallica ist … ein Traum, schlicht und einfach. Von null auf hundert katapultiert sich diese Rose auf meine persönliche Hitliste der schönsten Rosen, die unter anderem Lady Vengeance von Juliette has a Gun und Rose Velours von Van Cleef & Arpels enthält.

Im Auftakt zeigt sie bereits ihr wunderbares Naturell: Seidenweich, zart-fruchtig und in ihrer Fruchtigkeit durch herrlichen rosa Pfeffer kontrastiert, subtil pudrig. In dieser ihrer Pudrigkeit erscheint im Duftverlauf eine Wärme, eine schillernde, die dem ansonsten kühlen Duft eine gewisse Ambivalenz verleiht. Das Röslein besitzt eine Facette, die an Teerosen erinnert, die dem Duft eine gewisse taunasse Frische bescheren. Myrrhe verschafft der Rose moschusartig-würzige Anleihen herben Charakters, die ebenfalls hervorragend mit dem Pfefferfunkeln harmonieren. Die Hölzer kleiden den Duft und rahmen in ein, seine Kühle untermalend. Und dann wäre da noch der Weihrauch … Und nein, wir haben es hier nicht mit einer typischen Harzrose, einer typischen Weihrauchrose zu tun oder mit einem typischen Weihrauch. Weich ist er, umhüllend, schmeichelnd und überaus zart rauchig. Er wabert, nein, vielmehr: fließt um unsere Königin, sachte sie beschützend.

Rosa Gallica ist eine melancholische Schönheit sondersgleichen und erinnert mich deshalb an eines meiner alten Lieblingslieder:

Ein schönes Wochenende Ihr Lieben und viele herzliche Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Ja, ich muss, MUSS sie haben.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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