Erinnert Ihr Euch…

… noch an die Artikel, die ich zur Lancierung des Labels nu_be geschrieben hatte? Anfänglich hatte ich ja ein wenig Angst, wir könnten es mit einem zu konzeptionellen Haus zu tun haben. Mit einer Kollektion, die aufgrund ihrer Idee, ihres Hintergrundes mehr Aufsehen erregt als es die Düfte alleine tun würden. Diese Sorge war unbegründet: Exzellente Düfte, tolle Parfumeure und vor allem – Innovation. Einzelstücke, deren Unikatscharakter sich nicht auf die neuartige und aufwendige Verpackung beschränkte, Gott sei Dank. Deshalb freue ich mich, dass die Firma nachgelegt hat und uns dieser Tage mit zwei neuen Düften beglückte: 80Hg Mercury und 16S Sulphur, die ich Euch heute und morgen vorstellen möchte.

nubemercurysulphur

80Hg Mercury – das Konzept, die Düfte nach chemischen Elementen zu benennen, wird weiterhin verfolgt, schön! Und ich kann mich dessen nicht erwehren, dass mich Chemie mittlerweile immer an die amerikanische Topserie Breaking Bad erinnert, die ich für die allerbeste Serie aller Zeiten halte: Walter White, ein vollkommen unterforderter weil überbegabter Chemielehrer, frustiert, ernüchtert, ausgebrannt, bekommt eine tödliche Krebsdiagnose. Und möchte seiner Frau, die von ihm einen Nachzügler erwartet, etwas hinterlassen können, weshalb WW beschließt, mit einem früheren Mitschüler Crack herzustellen… Sehr sehenswert. Darüber hinaus ist bei mir der Begriff Chemie nicht mehr so negativ besetzt. Ich gestehe – Chemie war mein Hassfach in der Schule, was vielleicht auch an dem einen oder anderen Lehrer lag. Vielleicht auch nicht. Wie sieht es bei Euch aus? Kennt Ihr Breaking Bad, mögt Ihr es? Was für Serien schaut Ihr generell? Und – welches waren Eure Qualfächer in der Schule?

 

Kommen wir zurück zum Quecksilber – der Parfumeur des Duftes, kein geringerer als Antoine Lie (bekannt unter anderem für Diverses für État Libre d’Orange, Comme des Garçons, Blood Concept, Zegna, Salvador Dali usw.) verkündet dazu Folgendes:

„Meine Inspiration steht mit der Tatsache in Verbindung, dass Quecksilber ein flüssiges und kein festes Element ist. Ich wollte den Eindruck einer glänzenden und leuchtenden Flüssigkeit mit metallischen Strukturen vermitteln, mit einem sauberen Ausdruck … Es sollte ein Duft mit einer starken Wirkung sein, denn Quecksilber ist meines Erachtens dynamisch und steht ebenso für Modernität und Technologie.

Ich habe mit einem metallischen Effekt gespielt, verbunden mit einem sauberen, technologischen und dynamischen Aspekt, um meine Idee von Quecksilber in einen Duft zu übersetzen. Für den Metalleffekt entwarf ich einen Oxidakkord, während eine Aldehyd-Mixtur, Rhabarber und Mandarine den sauberen, dynamischen und technologischen Charakter wiedergeben. Die Basis ist holzig mit Noten von Zedernholz und Sandelholz.“

Und weiter:

„Der Duft ist unwiderstehlich, außergewöhnlich, metallisch und dynamisch. Er ist schimmernd, silbrig und faszinierend: ein Zusammenspiel von Neonlichtern, Farbfolien und Stahlinstallationen. Wie ein Spiegel, der die Wirklichkeit vergrößert und verzerrt, gefährlich in der Luft schwebend voll akrobatischer Schwingungen.“

Womit setzt man diese Assoziationen olfaktorisch um? Das kann ich Euch verraten: Kopfnote: Zitrone, Mandarine, Aldehyde, Metallische Noten, Rhabarber, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Geranium, Veilchen; Basisnote: Patchouli, Zedernholz, Sandelholz, Tolubalsam.

IMG0055By KavewallCC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/

80 Hg Mercury ist etwas für… Hartgesottene. Hier sind Parfumkenner gefragt, Duftliebhaber, die sich gerne mal auf etwas Neues einlassen. Die die Geduld für Kantiges mitbringen. Die sich Besonderes auch gerne mal erarbeiten.

Unser Quecksilber hier ist alles – aber mit Sicherheit kein sofort zugänglicher Duft. Ich habe ihn für Euch diverse Male getestet – und bin mittlerweile ziemlich angetan. Allerdings hat es bei mir ähnlich lange gedauert wie beispielsweise bei Humiecki & Graefs Multiple Rouge.

Frisch aufgesprüht zwickt mit eine Popart-Zitrone in die Nase, quirlig und flirrend. Aldehyde, jene synthetischen Früchtchen, wirbeln Wind auf, drängen sich in den Vordergrund – und leiten über zu den drei Protagonisten, die mir persönlich als am präsentesten erscheinen: Rhabarber, Johannisbeere und Metall. Rhabarber, säuerlich und herb, zwischendurch auch einmal an verhalten süßes Sorbet erinnernd. Johannisbeere, die Säuerlichkeit, die fruchtige, unterstreichend. Und Metall – kühles, kühnes, kantiges, karges Metall sowie ein Hauch Minze.

IMG0051By KavewallCC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/

Klar, die Basis… die Basis wärmt ein wenig, strahlt ein bisschen, aber lässt das Statement des Duftes kein bisschen gefälliger ausfallen. Er ist und bleibt nun mal ein Spalter – und einen Test wert, absolut!

Viele liebe Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Barbara
    19. Dezember 2013
    Antworten

    Handarbeiten von 7. – 9. Klasse mit Frau O. Hilfe, war das ein Graus! Donnerstagnachmittag von 13.30 – 16.00 h! Schlimm! Und mein Französischlehrer in der Sekundarschule mit seiner gefürchteten Tabelle zum Konjugieren. Bäh! Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Mathematik – lag nicht am Lehrer sondern an mir…

    Breaking Bad – kenne ich leider nicht.

    Meine Lieblingsserien: Sieht momentan schlecht für mich Serienjunkie aus *schnüff*

    Grey’s Anatomy: Pause! Weissensee: Fertig! Dr. House: Fertig! Downton Abbey: Die 3. Staffel schon auf DVD reingezogen.

    Wenigstens habe ich noch die letzte Folge „Homeland“, die ich heute unbedingt ansehen will. Und der witzige „Castle“ läuft noch… Aber sonst… Sieht momentan nicht so toll aus… Leider… Hat auch etwas Gutes – so komme ich mehr zum Lesen.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Chris
    19. Dezember 2013
    Antworten

    Großartig – gestern die beiden nu_be-Versionen als Abfüllung bestellt und heute schon ein erster Artikel, wenn das mal kein schöner Zufall ist, denn: Helium gehört seit nun etwa einem halben Tag zu meinem absoluten Lieblingsduft, der mich von früh bis abends begleitet und schon zu manchen Komplimenten von Kollegen und Freunden führte, von ‚lecker‘ bis ‚frisch‘ oder einem einfachen ‚das riecht aber gut‘! Natürlich müssen die beiden „Neuen“ nicht auch sofort gefallen, aber die gesamte nu_be-Serie ist für mich als Nicht-Kenner durchaus interessant, weil ich Konzepte mag und die Düfte irgendwie etwas ‚anders‘ zu sein scheinen, als das, was man mir in der konventionellen Parfumerie sonst unterzujubeln versucht 😉

    Und um ein wenig Interaktion mitzubringen, gehe ich kurz noch auf die Frage ein: Und gucken sehen werde ich ab Weihnachten ebenfalls Homeland (einen Gruß an Barbara), Breaking Bad war mir zu hektisch, aber ich traue mir einen weiteren Versuch zu und Person of Interest wie auch Grimms sind wunderbare Sonntagshäppchen 😉

  3. Chris
    19. Dezember 2013
    Antworten

    Korrektur: Halber Tag = halbes Jahr.
    Heute noch zu wenig Kaffee gehabt 😉

  4. Barbara
    20. Dezember 2013
    Antworten

    Guten Morgen Chris,

    Da wünsche ich Dir doch viel Vergnügen und Spannung bei „Homeland“. Es bleibt spannend bis zum Schluss… Zum Glück gibt es eine 3. Staffel, aber bis die im Schweizer Fernsehen läuft…

    Damian Lewis alias Nick Brody habe ich bereits in „Band of Brothers“ und „Life“ ganz toll gefunden. „Life“ lief vor ein paar Jahren, aber wurde auch eingestellt. Und Mike, der Liebhaber von Jess in „Homeland“ spielte vor Jahren in „Ausgerechnet Alaska“. Diese Serie mit Anne Heche habe ich geliebt. Witzig, wie sich die Schriftstellerin aus N.Y. an das Leben in Alaska „gewöhnt“. Leider auch eingestellt.

    Ganz toll in „Homeland“ finde ich natürlich auch Mandy Patinkin alias Saul Berenson und von Claire Danes als Carrie gar nicht zu reden.

    Natürlich gibt es auch Kritik zu „Homeland“ betr. islamfeindlich, aber darüber kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.

    Also, in diesem Sinne viel Vergnügen und keine viereckigen Augen beim Serien gucken 😉

    Liebe Grüsse zurück,

    Barbara

  5. Avatar photo
    Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    Homeland kenne ich natürlich auch 😉 Momentan sitze ich an Boardwalk Empire, mal wieder. Auch sehr nett. Mal sehen, wie es weiter geht – duftend und visuell 😉

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