Gestern…

… hat uns Jo Zarth Einblicke beschert, und zwar in seine kreativen Prozesse: Der unter der hübschen Webadresse www.zarthcore.de zu findende Designer schuf die herrlichen Illustrationen zu Erik Kormanns Weihrauch-Trio Eau de Fröhliche, dessen dritter und letzter (ja, ehrlich? Erik?) Duft dieser Tage bei uns im Shop gelandet ist.

eau_de_fr_hliche_3Das überzeugende Resultat einer gelungenen Zusammenarbeit ist Eau de Fröhliche 3, und zwar der von Erik Kormann, Alain Alchenberger (Forschungsparfumeur bei Givaudan – unter anderem Ralph for Woman für Ralph Lauren) und Dr. Philip Kraft (Givaudan). Wie diese zustande kam, werden sich aufmerksame Blogleser vielleicht schon denken können: Ich hatte vor einiger Zeit über Kormanns Duft September berichtet, der irgendwann einmal Kraft in die Hände fiel, welcher sich von dessen Duftkonzept überaus angetan zeigte. Kraft kreierte einen Remix, eine Variation von Kormanns September, von welchem wir dankenswerter Weise einige Flaschen im Blog verlosen durften.

Von da an blieben Kormann und Kraft in Kontakt, Kormann begeisterte Kraft mit der Idee seines Steampunks und dann stand da ja noch ein neues Eau de Fröhliche ins Haus, die Nummer drei. Die Idee dazu schwirrte Erik nach eigenem Bekunden schon länger im Kopf herum, wie er in seinem Aromatischen Blog schrieb:

„Cassis, Weihrauch, Cashmeran und eine ganz kleine Menge Bohnenkraut, das war die ursprüngliche Idee zum dritten und letzten Duft der Serie Eau de Froehliche. Angefangen hatte alles mit einem sehr milden Weihrauchöl, was einen altersbedingten, für Weihrauchöle sicher auch untypisch niedrigen ?-Pinen-Gehalt aufwies (der sollte bei einem frischen Öl bei ca. 40% liegen) und mich augenblicklich dufttechnisch verzauberte. Ich war hin und weg und fing sofort mit der Arbeit an – Weihrauch ist ein ganz klassisches Thema der Parfumerie – und stellte mir selbst die Aufgabe, zuerst einen orientalisch-lieblichen Duft und dann einen blumig-kühlen mit Anis geschmückten zu kreieren, bevor es zum Schluß eine Weihrauch-Cassis-Mischung geben sollte.“

Für schwarze Johannisbeeren ist Kraft natürlich Ansprechpartner Nummer Eins, geht doch der brandneue Duftstoff Cassyran auf sein Konto: Eine synthetische Cassisnote, und was für eine – säuerlich-saftige Frucht, die zum Hineinbeißen verlockt und einen latent-kühlen Sorbetcharakter besitzt. Ich persönlich bin mir ja sicher, dass Cassis eine der neuen Trendnoten werden wird in der nächsten Zeit und das uns noch einige, hoffentlich noch viele schöne Düfte mit diesen vorzüglichen Beerchen ins Haus stehen werden.

Freshed Picked Currants

Insofern denke ich, ist das Trio Kormann/Alchenberger/Kraft seiner Zeit mit Eau de Fröhliche 3 deutlich voraus, denn was das Cassyran angeht, schöpft man hier aus den Vollen: Eine ordentliche Portion, genauer: eine mutige „Überdosis“ von 10%, ist darin enthalten und die Strahlkraft dieser Johannisbeerexplosion in der Kopfnote ist enorm. Sie springt einen an, direkt und unvermittelt, so wie ich es liebe. Den Sorbetcharakter, dieses sahnig-cremige, ohne jedoch Sahne zu enthalten, das zartschmelzende, legt sich sofort auf meine Haut, weitere Beerennoten offenbarend: Pudrig und pastellrosa gibt es noch ein Himbeershake dazu, flankiert von kontrastierenden Pfefferanklängen. Und es bleibt spannend: Das Herz offenbart neben den hellen Beerentönen auch grüne Anleihen – minzige Geraniumfrische, fruchtig-frische Rose und wasserbenetzte Blüten (Pfingstrose, die auf meiner Haut weniger zum Vorschein kam als auf dem Teststreifen) sowie, sehr fein – Melone. Wassermelone.

Green stripe

Litschi findet sich noch in diesem Reigen, die ich allerdings nicht durchgängig bei meinen Tests erhaschen konnte. Für die grünen Noten sind vorrangig einerseits Bohnenkraut, pfeffrig-aromatisch-herb, und andererseits Shisoblätter verantwortlich, letztere sehr charakteristisch und eigenartig im eigentlichen Wortsinne duftend, ätherisch-minzig, dezent anishaft sowie bitter-grün und verhalten kümmelig.

Dieses grüne Johannisbeerherz wird eingehüllt von kühlem, sachte schwebendem kostbarem Somalia-Weihrauch, unterstreichend, begleitend, veredelnd. Die Basis rundet Eau de Fröhliche harmonisch ab: Cashmeran, das weiche Hölzchen, Zeder- und Sandelholz, etwas Ambrawärme und viel Moschusweichheit, wolkig-luftige. Und bis zum Ende bleibt – die Johannisbeere.

49/365

Was für eine kühle, kühne Schönheit, dieser Duft! Bei mir zieht er ein und vervollkommnet damit das Eau de Fröhliche-Trio in meinem Repertoire. Und der letzte Duft mit Cassis und Cassyran wird es ganz bestimmt auch nicht sein, fürchte ich…

Vielen Dank Ihr drei!

Und, meine lieben Leser: Habt Ihr schon getestet? Seid Ihr schon gespannt? Wie sind Eure Meinungen zur No. 3 und zum ganzen Eau de Fröhliche-Trio?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    4. Dezember 2013
    Antworten

    Ich habe ihn schon getestet – mit mäßiger Begeisterung – bei mir erschlägt die Johannisbeere alles. Da sind auch noch andere Noten drin? Okay, die Kühle kann auch dem Weihrauch geschuldet sein, aber ansonsten: Johannisbeere, soweit das Auge – die Nase – reicht. Ein interessantes Experiment ohne Frage – aber mein Liebling bleibt doch die Nr. 1.

  2. Reinhardt
    6. Dezember 2013
    Antworten

    Spannendes und innovatives Experiment. Endlich eine Cassisnote, deren Fruchtnuancen natürlich bei sehr guter Haftung erscheinen.
    Keine Spur süss, erfrischend und durchaus anregend. Mir gefällt besonders der Rosmarin vor dem Hintergrund eines dezenten Weihrauchs. Mich begeistert schon die Idee.

  3. Avatar photo
    Ulrike
    18. Dezember 2013
    Antworten

    Huhuu Ihr,

    @ Christiane: Ja, die Nummer Eins? Mein Liebling davor war die Nummer Zwei 🙂 Und ich glaube, er bleibt es auch. Trotzdem stehen sie natürlich alle hier.

    Was das Cassis angeht bin ich aber echt süchtig. Ich liebe diese Note. Und überlege mir gerade, Enchanted Forest wieder abzugeben, weil er auf meiner Haut einfach zu süß wird. Da brauche ich ja Ersatz, die schöne Welt von Kenzo reicht nicht, der ist mir nicht mono genug.

    @ Reinhardt: Du hast vollkommen recht, die fehlende Süße ist es, die mich ebenfalls begeistert. Hast Du ihn schon, trägst Du ihn schon?

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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