Florale Kuriositäten…

… nennt Ineke Rühland ihre Kollektion für Anthropologie, aus der ich Euch gestern bereits zwei Düfte vorgestellt habe. Heute geht es weiter mit den restlichen zwei Düften, die wir darüber hinaus noch im Sortiment haben – Angel’s Trumpet und Scarlet Larkspur.

inekeangelstrumpetAngel’s Trumpet – die Engelstrompete oder auch Stechapfelbaum. Als „wunderbare Wahl als Baum in der Stadt“ wird sie im Pressematerial bezeichnet. Ich kann das nur unterstreichen: Sie wächst schnell, ist einfach zu halten, genügsam, und blüht fast andauernd. Die riesigen hängenden Blüten sind wunderschön – und wenn man keine Teenager hat, die unbedingt auf den Spuren von Huxley & Konsorten wandeln müssen und sich (lebens)gefährliche Tränke aus dem alkaloidhaltigen Nachtschattengewächs brauen, dann steht dem (bitte nur auf das optische beschränkten) Genuss der Pflanze nichts im Wege. Während meines Urlaubs auf den Kapverden Anfang des Jahres hatte ich das Glück, diesen Blüten auch mal in freier Wildbahn zu begegnen, die ich vorher nur vom elterlichen Garten kannte – toll, ich als Fan großer Blumen war natürlich begeistert.

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Das bin ich auch von Inekes Angel’s Trumpet. Wie oft wünscht man, wünsche zumindest ich mir eine ausladende, fette, dicke Blüte in olfaktorischer Form – aber bitte eine, die nicht zu süß, nicht zu dicht, nicht zu erdrückend ist. Ét voilà – hier ist sie. Was bei Lilien und allgemein Weißblühern generell schnell mal ins Aus geht, hat hier funktioniert: Fruchtig-frisch und hell ist er, der Auftakt – saftig-luftige Orange und zarte (!) Honigmelone, begleitet von frisch-grünen Anklängen umgarnen einen lilienhaft duftende Protagonistin, die mich sofort um den Finger wickelt. Zart, betörend, leicht und von einer entzückenden wolkig-luftigen Süße. Zimt und Pfeffer nehme ich auf meiner Haut allenfalls als diffuse Akzente wahr, ein bisschen Kontrastwürze eben. Die Basis hält sich dankenswerter Weise zurück: Moschus und Zeder, ergo saubere Weichheit und weiche Sauberkeit. Der Fokus liegt demgemäß auf der Blüte und den Früchten und lässt diese so frühlingshaft erscheinen, dass ich sogleich im T-Shirt vor die Türe hüpfen könnte, wären draußen nicht ungefähr 4 Grad Celsius.

Brugmansia cultivar3

Das könnte ein zauberhafter Frühlingsbegleiter für mich werden!

inekescarletlarkspur

Scarlet Larkspur – hört sich das nicht ein bisschen an wie… eine Figur aus Harry Potter? Oder aus einem viktorianischen Fantasy-Schinken, vielleicht auch Steampunk-angehaucht? Shakespeare meets Tolkien? Ich musste in jedem Falle nachsehen – und habe erfahren, dass Scarlet Larkspur lediglich der englische Name für den Roten Rittersporn oder auch Delphinium Cardinale ist.

Ein Florientale soll er sein, der gleichnamige Duft von Ineke, für den sie folgende Zutaten außer dem Rittersporn verwendete: Kopfnote: Wein, Rote Johannisbeere, Kirsche, Blutorange; Herznote: Florale Noten, Safran, Amyris; Basisnote: Tonkabohne, Bourbon-Vanille.

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Bereits an den Noten werdet Ihr es gesehen haben: Das, was wir – ich inkludiere Euch jetzt einmal, wenn Ihr erlaubt – uns unter einem Florientalen vorstellen, das ist Scarlet Larkspur nicht, definitiv nicht. Das spricht aber in diesem Fall eindeutig für den Duft.

Für mich ist er ein Herbstduft, irgendwie, obgleich kein typischer, absolut nicht. Auf meiner Haut entfaltet sich eine wundervolle Kirsche, die von würziger Vanillecreme aufgefangen wird. Safran vermag ich sehr dezent wahrzunehmen in seiner seltsam-fruchtigen Trockenheit. Die Weinnoten, ja… ich weiß nicht, ob ich sie als solche identifiziert hätte. Allerdings sehe ich sie, ich rieche, was gemeint ist – mit Kenntnis ihres Vorhandenseins.

Scarlet Larkspur ist ein Kirsch-Gourmand und als solcher eine Seltenheit, denn der Duft ist kühl, cremig und besitzt eine besondere seifig-fruchtige Sauberkeit, die mich noch Stunden nach dem Aufsprühen mit der Nase an mein Handgelenk zwang.

Autumn 2009 (3)

Fires of fall

Die beiden Schönheiten heute sind meine erklärten Lieblinge der Kollektion – wie sieht es bei Euch aus, habt Ihr schon getestet? Und, wenn nicht, was spricht Euch an?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

6 Kommentare

  1. Barbara
    14. November 2013
    Antworten

    Guten Morgen!

    Bin ich angefixt von den Düften? Ja!

    Den gestrigen Jasmin und die Engelstrompete lachen mich vor allem an. Aber wenn Uli mit der Nase an einem Duft hängenbleibt wie an dem Kirsch-Gourmand, kann er so schlecht wohl nicht sein ;-). Wie immer spricht mich wieder einmal zu viel an. Tja, was soll frau machen? Mit stoischer Ruhe einen bzw. mehrere neue Einträge auf der Wunschliste schreiben.

    Ganz ein schönen Tag und liebe Grüsse an alle,

    Barbara

    Bin gerade mit meiner Nase an „Indochine No. 25“ vom schönen Pierre Guillaume. Bin gespannt wie er sich entwickelt.

  2. Avatar photo
    Ulrike
    18. Dezember 2013
    Antworten

    Und wie entwickelt sich die No. 25 bei Dir? Eigentlich wollte ich ihn noch mal rezensieren – ICH mag ihn nämlich. Mir fällt aber immer diese doofe Geschichte dazu ein, dass ich ihn einmal meinem besten Kumpel und Nachbarn aufgesprüht habe – und ich wirklich noch NIE etwas an jemand gerochen habe, das so schlimm roch wie die Kombination seiner Haut mit Indochine 😀 Und natürlich haften dann solche Düfte am besten, egal was man tut 😀

    Was Inekes florale Kuriositäten angeht: Ich habe sie nochmals getestet und ja, doch, ich mag sie sehr. Sie sind eben – aquarellig. Nicht vordergründig, nicht wahnsinnig dominant. Aber doch sehr schön, wie ich finde.

  3. Barbara
    28. Dezember 2013
    Antworten

    Liebe Uli,

    ICH mag ihn auch und auf meiner Haut riecht er gut. Schwein gehabt :-). Beim Testen mussten meine Kardamom-Kapseln in der Küche gegengeschnuppert werden. Yes, in diesem Duft ist wirklich auch Kardamom drin. Eine Rezension wäre toll.

    Mein bisher schlimmste Dufterlebnis war Dilmun von Lorenzo Villoresi. Dieser Duft war auf meiner Haut so penetrant – bäh! Da half nur noch schrubben und anderes T-Shirt anziehen. Normalerweise lasse ich einen Duft einen Tag auf der Haut, aber Dilmun war zu viel des Guten. Zum Glück riechen nicht alle Düfte von Lorenzo schrecklich auf meiner Haut. Aura Maris – Mare Nostrum war mein erster Flakon von „Aus Liebe zum Duft“ und ich liebe ihn noch immer heiss und innig.

    Auch ein Liebling von Dir war auf meiner Haut einfach nur schrecklich. Quelques Fleurs von Houbigant. Nix Frühlingszauber…

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  4. Avatar photo
    Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    So ist es eben immer – unterschiedlich 🙂 Und meistens hat man noch das Pech, dass exakt diejenigen Düfte, die sich nicht besonders oder besonders schlimm auf der eigenen Haut entwickeln die beste Sillage haben 😀

  5. Margot
    25. September 2014
    Antworten

    Hallo Uli,
    da ich in Florenz das V ergnügen hatte, Ineke kennen zu lernen und sie mir Ihre Düfte vorgestellt hat, muß ich hierzu auch einen Beitrag leisten. Ich bin hin und weg von der Engelstrompete! Da ich den betörenden Blütenduft kenne, hatte ich bisher keinen wirklichen Bedarf, mich auf so ein Dufterlebnis einzulassen. Was Ineke damit allerdings erschaffen hat ist genial! Nichts schwülstige, hält den ganzen Tag, ist nicht aufdringlich und versetzt einen einfach in gute Laune. Werde das nächste Woche testen, ob er auch Kollegen-tauglich ist. Im Gegensatz zu Deinen Frühlingsgefühlen dabei, da der Duft im November vorgestellt wurde, empfinde ich ihn absolut passend für den Spätsommer, goldenen Herbst, da er locker die 25-30 Grad Marke erträgt ohne in schweißig-schwülstige Süße um zu kippen.
    Viele Grüße,
    Margot

  6. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    6. Oktober 2014
    Antworten

    Huhuu liebe Margot,

    gell, Ineke ist zauberhaft und die Düfte sind wirklich toll. Ich muss mir die ganze Kollektion demnächst auch nochmals unter die Nase klemmen, der eine oder andere könnte, wie ich finde, schon noch einziehen 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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