Mohur…

… ist Duft Nr. 2 aus der Neela Vermeire Créations-Kollektion, den wir uns gemeinsam zu Gemüte führen. Indien, Neela Vermeire und Bertrand Duchaufour – welch ein Versprechen.

Noorjahan & Jahangir

Mohur ist einer Frau gewidmet – und zwar einer, nach der ich erst einmal googeln musste:

„Mehr-un-Nisa (persisch für Sonne unter den Frauen) (* 1577 in Kandahar; † 18. Dezember 1645 in Lahore) wurde bekannt als 20. (und letzte) Gemahlin des 4. Großmoguln Jahangir, auf den sie großen Einfluss ausübte. Er verlieh ihr den Ehrentitel Nur Jahan („Licht der Welt“). Unter der Anleitung ihrer ? aus Persien stammenden ? Eltern entwickelte sie ebenso einen ausgeprägten Sinn für die Künste, ließ Bauwerke errichten, Gärten anlegen und entwarf Stoffmuster, Teppiche und Parfums; daneben griff sie auch in Religionsfragen ein und regelte die Hoffinanzen.“

Nur Jahan galt wohl als mächtigste Kaiserin während der Mogul-Dynastie und wurde nach dem Ableben ihres Mannes zu ihrem eigenen Schutz für den Rest ihres Lebens unter Hausarrest in Lahore gestellt. Während dieser Zeit widmete sie sich unter anderem ausgiebig der Kunst der Parfumerie, wie man sagt.

Nur Jehan Tomb

bombay_bling_mohur_1Mohur, der Duft zu Ehren von Nur Jahan, ist ein Rosenduft. Einer, den man absichtlich opulent gestaltete, und mit Oud sowie Leder veredelte, um der „Kraft und dem Talent“ dieser Herrscherin Tribut zu zollen.

Schauen wir uns mal die Noten an, die, wie Ihr Euch schon denken könnt, einiges hergeben:

Kopfnote: Ambrettesamen, Elemiharz, Kardamom, Karotte, Koriander, Schwarzer Pfeffer;

Herznote: Weißdorn, Iris, Jasmin, Leder, Mandel, Marokkanische Rose, Türkische Rose, Veilchen;

Basisnote: Ambra, Benzoeharz, Hölzer, Adlerholz (Oud), Patchouli, Sandelholz, Tonkabohne, Vanille.

Nachdem ich einen mehr oder weniger erfolgreichen Kampf mit dem mehr als hartnäckigen Sprüherchen ausgefochten habe, landet er dann doch endlich auf meiner Haut, der ersehnte Duft – und startet… likörig-rosig, von den typisch trocken-fruchtig-eigenartigen Karotten- und Ambrettesamen-Noten begleitet. Sehr gut gefällt mir das, und die Prise Pfeffer, die hier noch mit hineinweht, macht natürlich gar nichts falsch – Pfeffer und Rose, da geht gemeinhin nie etwas schief. Mohur entfaltet alsbald seine Komplexität, zeigt seine vielen Facetten: Marzipanige Mandel vermengt sich mit der fruchtigen Rose, während samtig-erdige Veilchen den Hintergrund zeichnen. Davor ein paar von Natur aus schon dominantere Weißblüher, eher subtil sich verhaltend, die Rosen umgarnend. Und dann ist da noch – Leder, ja. Ein Glattleder, seltsam oszillierend zwischen Wärme und Kühle, leuchtend. Gebettet auf einem warmen Lager von Hölzern, Oud und Harzen: Sandel wärmt würzig und balsamisch, Patchouli spendet Tiefe wie oft, Tonkabohne und Vanille zaubern cremige, milchige Momente, während Ambra wärmt und süßt, genauso wie Benzoe.

Playground Love

Heraus kommt eine wundervolle Rose, üppig und voll, verführerisch, feminin und sinnlich. Ein zauberhafter Rosenduft, weit mehr als „eine weitere Oudrose“ – und sicherlich auch für diejenigen geeignet, die nicht unbedingt auf Oudrosen stehen. Mohur ist nämlich auch nicht eine jener Düsterrosen, eigentlich fällt es mir recht schwer, ihn überhaupt in eine Kategorie wie Hell oder Dunkel zu stecken. Euch wird nichts anderes übrigbleiben als selbst zu testen 😉 Und ich hoffe, Ihr berichtet dann auch!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Stefanie
    25. September 2013
    Antworten

    Bei einer Reise durch Nepal hat mich besonders beeindruckt, wie allgegenwärtig der Hinduismus war und dass er zugleich beinah beiläufig praktiziert zu werden schien. In manch entlegenem Bergdorf zB trieb ein schmaler Bach eine Gebetsmühle an, auf den weiten Wegen zwischen den Dörfern waren überall kleine Stupas errichtet, an einsamen Berggipeln flatterten Gebetsfahnen zu Tausenden im Wind. Und in den Städten schien jeder zweite mit den Händen voller Blütenblätter und Gewürze durch die Straßen zu laufen, um die Statue im Schrein an der nächsten Ecke damit zu überhäufen, so Ehrerbietung zu bezeugen.

    Diesem Beispiel folgend nehme ich eine paar Rosenblütenblätter, etwas (trockenen!) Milchreis und ein bisschen Koriander und lasse es auf Ulrike herabrieseln. Aus Respekt und Dank dafür, dass du mit deinen Beschreibungen hier Düften Struktur und Textur verleihst, die mich einfach nur umgehauen hatten, ohne dass ich einen Unterschied hätte machen können, geschweige denn mehrere. Ich finde die Creations weiterhin sehr komplex, kann sie nun aber eher greifen, verstehen. Was ihre Magie nicht schmälert. Überhaupt nicht. Schön! Ein Attribut, das auch für „Mohur“ passt, einen Duft, der für mich eine stolze, in gleichem Maße natürliche und elegante Weiblichkeit verkörpert.

  2. Avatar photo
    Ulrike
    24. Oktober 2013
    Antworten

    Danke für den schönen Kommentar und das tolle Kompliment 🙂

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