La Maison de la Vanille…

… haben sich, wie der Name schon sagt, von ganzem Herzen der Vanille verschrieben. Jenes (Parfum)Haus der Vanille lancierte bisher nur Düfte, bei denen die Vanille, jene Königin der Gewürze, im Mittelpunkt stand. Mit ihrer neuen Duftreihe „Parfums d’Absolu“ wandeln La Maison de la Vanille jetzt aber auf neuen Pfaden. Eine Einladung in den Orient soll die Reihe darstellen, und sieht sich als Hommage an die (orientalische) Parfumeurskunst sowie eine Ode an deren weiterverwendete Ingredienzen: Vanille, Patchouli, Ambra und Oud. Mir fehlt ja hier noch das Röschen, wenn ich ehrlich bin. Und natürlich erinnert mich dieses Programm ein bisschen an Dorin Paris, die mit ihrer Un Air d’Arabie-Kollektion ja ähnliches auf die Füße gestellt haben.

Trotzdem, Orientalen sind immer gut, die Duftstoffe auch bei vielen Parfumliebhabern beliebt – Gründe genug, mir die vier neuen Düfte von La Maison de  la Vanille einmal näher anzuschauen. Es handelt sich um Eau de Parfums, die Sillage ist bei allen, das kann ich vorwegnehmen, sehr gut.

Beginnen wir mit Intense Patchouli, der mit folgenden Ingredienzen brilliert: Kopfnote: Patchouli; Herznote: Zitrone, Lavendel, Sandelholz; Basisnote: Weißer Moschus, Vanille, Patchouli. Intense Patchouli ist… intensiv, aber nicht das, was man sich unter dem Namen vorstellt. Ich empfinde Intense Patchouli als… Wollweiß. Lavendelhonigvanille verschmilzt hier mit dezent kakaopudrigem, verhalten erdigem Patchouli, während Sandel zart-süß würzt. Kleine Zitronensprenkler mit darin und ein weiches Moschusbett darunter… Für mich ein sehr schnuckeliger, angenehm milder und heller Vertreter seiner Gattung, dieser Patchouli. Und ich bekomme irgendwie das Bild nicht mehr aus dem Kopf, auf einer Skihütte im Schnee zu sitzen, irgendwo entspannt auf einer einsamen Mittelstation in der Sonne, bei irgendeinem alkoholhaltigen Heißgetränk, eingemummelt in feinen Strick um den Kopf und den Hals…

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Royal Oud wurde aus diesen Zutaten geschaffen: Kopfnote: Jasmin, Türkische Rose; Herznote: Patchouli, Guajakholz, Sandelholz, Adlerholz (Oud); Basisnote: Weißer Moschus. Schon wieder eine Oudrose, ja… Aber die hier hat es in sich – zumal wir es hier nicht primär mit einer OudROSE zu tun haben, sondern eher mit einem Oudduft, der von ein paar Röslein umrankt wird. Dieses Oud hier ist – kräftig, und zwar ziemlich. Hier haben Maison de la Vanille die ganzen Facetten zum Strahlen gebracht, die Fanboys des Ouds sehr mögen, aber all jene, denen jenes Stöffchen nicht ganz koscher ist, vermutlich zum Davonlaufen bringen. Hier finden sich medizinische Anklänge, Erde, Harze, Hölzer, Verkokeltes, eine ordentliche Portion Tier und ein Hauch Dung. Jasmin zaubert noch ein paar indolische Anleihen, während Rose Frische einhaucht und Sandelholz sowie Patchouli für Tiefe sorgen. Royal Oud hat Wums und wird diejenigen erfreuen, denen viele Ouddüfte zu flach und zu „unentschlossen“ sind. Für Liebhaber eher zarterer Interpretationen dürfte eher eine andere Oudvariante zu empfehlen sein.

Camel

Das Geheimnis von Ambre Secret sind die anderen Harzfreunde, die man in diesem Ambraduft untergebracht hat: Kopfnote: Ambra, Weißer Moschus; Herznote: Sandelholz, Zedernholz, Patchouli, Perubalsam, Labdanum (Zistrose); Basisnote: Vanille. Ambre Secret ist – ambivalent. Trocken ist er, und gleichzeitig auf eine gewisse Art und Weise feucht anmutend, dicht, irgendwie… saftig? Feuchter Stein, feuchte Mineralien, diese Assoziation drängt sich mir auf – und dabei drängen sich Harze, rauchig-süße in meine Nase. Von eigenwilliger Schönheit ist diese Interpretation: Zitrische Akzente glitzern auf im Zusammenspiel der Harze, genauso wie zimtige Noten und ein Hauch Karamell – alles nicht wirklich vorhanden, ergibt sich aber im zärtlichen Zusammensein der Räucherwaren. Kontemplativ, aber nicht zu ernst. Beschützend und gleichzeitig kuschelig. Ambre Secret ist ein schöner, harzlastiger Ambraduft, der sicherlich seine Freunde finden wird.

Incense experience

Mit der Vanille kennt sich das Haus ja aus und präsentiert mit Absolu de Vanille natürlich auch einen weiteren gekonnten Vanilleduft, der zwei meiner Lieblingsthemen aufgreift, die in Kombination meist göttlich sind – einerseits rauchige Vanille, gerne mit ein paar Harzen, und andererseits karamellige Gourmandvanille, an der man die Zuckerkruste richtig sehen kann, die dunkelbraune. Hier bei Absolu de Vanille ist es nicht anders – wir haben es mit einer herrlichen harzig-rauchigen Vanille zu tun, die mit Karamellanklängen in allen Schattierungen lockt. Benzoeharz, Opoponax und Labdanum halten die Harzstellung, während die Vanille von Tonkabohne und Patchouli Wärme, Tiefe und Würze erfährt. Absolu de Vanille ist ein gekonnter Spagat zwischen einem Süße und Rauch, zwischen Gourmand und Harzen, zwischen Lieblichkeit und Faustdick-hinter-den-Ohren.

Top

Liest sich die Kollektion für Euch interessant? Kennt Ihr die restlichen Düfte des Hauses? Seid Ihr Vanillefans, ausgeprägte vielleicht gar? Davon gibt es ja einige da draußen… Ich könnte auch mal, wenn Interesse besteht, ein Vanille-Special machen – möchte wer? Fragen über Fragen – dann harre ich jetzt mal Eurer Antworten 🙂

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Birgit H.
    3. Januar 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    aber ja doch! Bitte ein Vanille-Special!! Vielleicht gibt es doch noch den „einen“ Vanille-Duft, den ich unbedingt noch haben muss… Meine Lieblingsvanille-Düfte sind (bis jetzt) der Vanille Marble/Arquiste und von La Maison de la Vanille der Mexiko-Vanille bzw. der Antillen-Vanille-Duft.Und auch der von Reminiscence ist wunderschön. Ach ja, und den Vanille Bourbon/Il Profumo finde ich auch toll.
    Viele Grüße, Birgit

  2. Isabelle
    4. Januar 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    Oui, ja, bitte, ein Vanille Special von Dir wäre wunderbar!!!
    Meine 3 Lieblingsvanille sind Mona di Orios Vanille, Guerlain Double Vanille Spiritueuse und Van Cleef & Arpels Orchidée Vanille. Auf meine Haut geht die Annick Goutal Vanille Exquise gar nicht, und Un Bois Vanille von Lutens würde ich so gerne lieben, aber ich mag ihn nur (er verursacht bei mir leichte Kopfschmerzen). Für Vanille Absolument (damals Havana Vanille) habe ich mehr zeit gebraucht, aber den Duft liebe ich immer mehr. Und Vanilla Marble finde ich ganz besonders schön, aber jedes mal, das ich ihn getragen habe, hatte ich Angst, irgendwie zu „essbar“ zu wirken. Daher wird die kleine Probe nur wenn ich alleine bin verwendet…
    Danke für deine Rezension über La Maison de la Vanille – von diesem Haus kenne ich gar keine Düfte. Intense Patchouli scheint sehr interessant zu sein!

    Ganz lieben Gruß,

    Isabelle

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