Comme des Garçons‘ „Play Red“ in: „Ein Duft sieht rot“

Vor nicht allzu langer Zeit schlich sich eine neue Reihe von Comme des Garçons in unser Sortiment: „Play“. Ihr gehören drei verschiedene Düfte mit den farbverliebten Namen „Play Red“, „Play Green“ und „Play Black“ an sowie ein limitiertes Set, welches alle drei Düfte beinhaltet.

Noch ein Wort zu Comme des Garçons: Bislang kenne ich die hervorragende Weihrauchserie Series 3: Incense, die ohne Frage Maßstäbe in Sachen Weihrauch gesetzt hat. Fasziniert hat mich vor allem aber die Series 6: Synthetic, mit der ich mich vor einiger Zeit auseinandergesetzt habe und die einige wirkliche Kracher im Gepäck hatte; wer es nochmal nachlesen möchte, sei auf diese Artikel verwiesen: „ACHTUNG! AUTOBAHN! oder Herznoten auf der Hebebühne“ (Garage); „TEER, SEIFENBLASEN, PLASTIKTIERE oder ein Stauduft“ (Tar); „PLASTIK, PLASTIK, PLASTIK oder Kunstleder versus Lederkunst“ (Skai). In den Dunstkreis der Synthetic-Serie gehören sicherlich auch Odeur 53 und Odeur 71, die ebenfalls in den Artikeln „Flieger, grüß mir die Sonne – Odeur 53“ und „Von Plastikblumen, Knabenchören, Tinte und Odeur 71“ von mir gehörig ‚beweihräuchert‘ wurden.

Mode-Afficionados werden es wissen, dass „Play“ auch eine Street-Wear-Untermarke von Comme des Garçons ist. Bereits Ende der 1990er Jahre erschuf der in Warschau gebürtige Designer Filip Pagowski das auch auf den Flakons abgebildete Herz-mit-Augen-Logo, siehe auch hier, das aber erst später für die Play-Serie Verwendung finden sollte. Neben bekannten Kollaborationen mit Converse oder dem Simpsons-Erfinder Matt Groening kam es eben auch zur Lancierung dieser Düfte.

Knallig und poppig kommen die Fläschchen daher, weswegen ich gleich mal ins kräftige Rot greife und Euch „Play Red“ vorstellen möchte. Kopfnote: Mandarine, Rosa Pfeffer, Safraleine; Herznote: Kirsche, Geranium, Zimt; Basisnote: Osmanthus, Myrrhe, Tolubalsam — Von der Farbe Rot darf man sich getrost etwas Leidenschaft erwarten. Auf dem Duftstreifen zwickt fast übermächtig der Rosa Pfeffer in die Nase, um daraufhin noch ein paar Zitrussprenkler zu erhalten. Ohne Duftnoten hätte ich auf würzig-salzige Beigaben von Vetiver, Immortelle oder Liebstöckel getippt, die man durchaus auch als Ledrigkeit interpretieren kann.

Ein Exkurs – Harmens kleine Duftnotenkunde: Safraleine ist eine von Givaudan entwickelte Duftnote, die als würzig-warm und ledrig-holzig beschrieben wird. Die Leder- und Holzaspekte werden durch an Safran erinnernde Seiten ergänzt, fruchtige Rosen-/Blütenaspekte sollen ebenfalls enthalten sein, ah ja, sehr informativ.

Spices

Jetzt aber auf die Haut! In der Nase prickelt es nach wie vor durch die Pfeffer-Zitrus-Mischung und auch die eigentümliche Trockenheit des Zimts meine ich wahrzunehmen. Die Basis wirkt holzig und balsamisch, mit Osmanthus, Myrrhe und Tolubalsam hat sie dafür auch jeden Grund. Auf der Haut wieder einmal weitaus runder und auch gefälliger. Ich werde noch ein wenig warten, bislang kann ich weder Kirsche noch Geranium herauskitzeln, ich vermute aber, dass die beiden durchaus für die gesamte Abrundung der Komposition zuständig sind. Safraleine mag sicher ebenfalls für den Grundton mitverantwortlich sein, gehen wir davon aus, dass er holzig-ledrige Aspekte beisteuert, fügt er sich passgenau in den Duft ein.

„Play Red“ befindet sich, wie auch nich anders zu erwarten war, auf dem hohen Niveau anderer Comme-des-Garçons-Düfte und bietet auch in diesem Fall eine gute Mischung aus Extravaganz und Gefälligkeit. Wer würzig-pfeffrige Düfte mag, sollte zuschlagen! Ganz ehrlich, „Play Red“ ist meines Erachtens nicht die duftgewordene Farbe Rot, dazu hätte etwas mehr Lust, Leidenschaft oder Gefahr in die Waagschale geworfen werden müssen. Aber durch seine angenehme Bissigkeit ist er doch auch ein Duft für Querköpfe, oder was meint Ihr?

Viele Grüße
von Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

6 Kommentare

  1. Eva Auras
    9. Juli 2012
    Antworten

    Seit Jahren benutze und liebe ich Play red, welches ich auch immer über Sie beziehe. Ihre Duftbeschreibung ist sooo treffend; man kann jeden einzelnen Bestandteil nachvollziehen.Ich habe lange nach „meinem“ Parfum gesucht, alles probiert _ aber dieser Duft ist einzigartig. Macht mich sehr neugierig auf „Green“ und „Black“!

  2. Harmen
    9. Juli 2012
    Antworten

    Hallo Eva,

    Deine Neugierde soll morgen und übermorgen gestillt werden. 🙂
    Schön, dass ich einen echten Play-Red-Fan gefunden habe.

    Liebe Grüße
    Harmen

  3. jürgen thaler
    7. August 2012
    Antworten

    …die Sache ist nur die…
    der rote „Play“-Duft,den es seit einigen Jahren gibt (und den ich auch sehr liebe),ist ein ganz anderer,als der neue!!!
    ich war einigermaßen überrascht,als ich das Set öffnete und schon die Farbe des Parfüms viel dunkler war…und bim testen sofort gemerkt habe…ein komplett anderer Duft,noch nicht mal Wien Abwandlung des „alten“ play…
    irgendwie schade…denn der alte Play-Duft hat mir sehr viel besser gefallen (und ich finde,dass die Kirsche im neuen sogar eine unnötige Oberhand gewinnt 😉 )

    lg,jürgen

  4. Harmen
    7. August 2012
    Antworten

    Hallo Jürgen,
    vielen Dank für den Hinweis! So wie es aussieht hatte der alte „Play“ Kümmel und Salbei im Herzen, was durch Kirsche und Geranium ersetzt wurde, und auch in der Basis hat sich etwas getan: Eichenmoos, Moschus und Patchouli wurden von Osmanthus, Myrrhe und Tolubalsam abgelöst. Kein Wunder also, dass Sie von einem komplett anderen Duft sprechen. Ich höre mich einmal um, ob es noch einen alten Flakon gibt und würde mich in dem Fall nochmal melden.
    Viele Grüße
    Harmen

  5. jürgen thaler
    7. August 2012
    Antworten

    …das wäre großartig ;-)) !!!
    und schon jetzt herzlichen dank für die Mühe…

  6. Harmen
    7. August 2012
    Antworten

    Hallo Jürgen,
    leider haben wir keinen Restbestand mehr. Falls aber noch ein Flakon irgendwo auftauchen sollte, denken wir an Sie.
    Liebe Grüße
    Harmen

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