Anat Fritz…

…dürfte dem einen oder anderen aus dem Fernsehen bekannt sein – die junge hübsche Dame ist nämlich Schauspielerin. Aber – nicht nur. Die Berlinerin designt seit 2005 auch Kopfbedeckungen unterschiedlichster Form und Farbe mit so bemerkenswerten Namen wie Balkan Audrey, Clyde oder London Bobby. Allen ihren Modellen ist eines gemeinsam: Ein vollkommen eigener Stil voller Originalität und Klarheit, kombiniert mit einem Hauch angenehm altmodischer Nostalgie. Diese rührt nicht nicht zuletzt von den verwendeten Materialien her – Frau Fritz legt augenscheinlich eine ausgeprägte Affinität zu „reinen“ Arbeitsmaterialien an den Tag: Wolle und grober Strick, (Lamm)Fell, Filz und dergleichen sind bei ihr die Stoffe, aus denen handgefertigte Träume entstehen.

Ein (weiteren) eigenen Traum hatte sich Anat Fritz schon vor einigen Jahren erfüllt: Den eines Signature-Duftes, schlicht ihren Namen tragend. Die Unternehmensphilosophie, jene Liebe zur Ursprünglichkeit und zur Handwerkskunst lässt sich mühelos auch in dem Duft von Anat Fritz wiederfinden: Er kommt in einem klassischen alten französischen Flakon daher, welcher von einem handgefertigten Säckchen umhüllt wird – je nach Ausführung aus verschiedenen edlen Stöffchen bestehend. Das Kleinod im Selbstgehäkelten weckt sentimentale Erinnerungen an Jugendzeiten: Eine Reminiszenz in Lavendel, Vetiver und Zeder – schlicht, aber wirkungsvoll. Das ist Anat Fritz auch wichtig – so simpel das Konzept und die Duftzusammensetzung auf den ersten Blick anmuten, umso aussagekräftiger und selbstständiger präsentiert sich der Duft:

„Gerüche sind etwas sehr viel Persönlicheres als zum Beispiel eine Jeans, mit der man sich auch schon mal ein Image erkauft“, erklärt Anat Fritz. „Ein Lieblingsparfum muß darum in erster Linie unserem Selbstverständnis gerecht werden und sollte sich in seiner eigenen Note eher zurückhalten. Das habe ich versucht mit diesem Duft zu erreichen: ein Parfum mit Selbstbewusstsein zu kreieren.“

Und weiter:

„Ein Duft ist etwas ganz Persönliches. Deshalb habe ich mein Parfum so aufgebaut, dass es sich mit der Individualität seines Trägers bzw. seiner Trägerin zu einem neuen und einmaligen Duft entwickelt. Für mich selbst stellt es dadurch eine eigene Welt des Wohlbefindens dar, in der ich meine Persönlichkeit hervorheben kann, ohne dabei aufdringlich oder aufgesetzt zu wirken. Das ist mir ganz wichtig!“

Vielleicht können sich ein paar von Euch noch daran erinnern, dass wir Anat Fritz bereits einmal im Shop hatten vor einiger Zeit. Jetzt ist er wieder in unserem Sortiment – allerdings in reformulierter Version: Anat Fritz hatte sich dazu entschlossen, ihren klassischen Duft ein wenig moderner, jünger und zeitgemäßer zu machen – und hat sich dafür niemand Geringeres als Geza Schön gekrallt (Biehl Parfumkunstwerke, Escentric Molecules, The Beautiful Mind Series, Boudicca, Kinski, etc.).

Jurassic Park.

Was genau jetzt anders ist? Nun – der Duft hat, wie mir scheinen mag, zumindest mal eine weitere Ingredienz: Sandelholz. Lavendel, Patchouli, Zedernholz und Vetiver sind nach wie vor drin. Allerdings mag sich natürlich noch viel mehr geändert haben, die Konzentration und Dosierung der Ingredienzen vermag ja einiges an der Anmutung zu drehen und zu wenden, wie wir neulich bei Maître Parfumeur et Gantiers Serie Les Eaux Extravagantes gesehen haben. Ich habe in meinen Schubladen gekramt und bin fündig geworden: Ein kleines Fläschchen des alten Duftes habe ich noch hier – und kann somit für Euch vergleichen.

forest sun

Anat Fritz, der alte, ist ein rauer Rohdiamant: Kräftiger, ernsthafter Lavendel, würzig und aromatisch, evoziert dunkles Violett und finster leuchtendes Grün. Verhalten grasiger Vetiver sorgt für Zunder und stiftet ordentlich Rauch, der von trocken-knarziger Zedernholzigkeit begleitet wird. Patchouli zeichnet den Wald zu Ende mit erdiger Feuchtheit, die allerdings gegen die vorherrschende, den Duft dominierende Trockenheit nicht ankommt, ihr lediglich eine weitere kontrastierende Facette spendet. Ist der Duft warm? Zumindest ist er nicht klassisch kalt, vielmehr latent kühl mit warmen Sprenklern. Die Ingredienzen werden überwiegend oder komplett natürlich sein, was auch für folgendes Szenario verantwortlich ist: Meine Haut zaubert dichte Rauchschwaden hervor, hier riecht der Duft überwiegend nach trockenem Holzrauch (über dem ich zeitweise sogar Schinken vermute) – der Teststreifen dahingegen waldet mehr vor sich hin, hat mehr Vegetation zu bieten.

autumn

In die letzte Richtung tendiert auch Anat Fritz, der neue, reformulierte: Er riecht auf meiner Haut fast genauso wie auf dem Teststreifen, weicht somit von dem alten Duft ab – größere Abweichungen sind auf meiner Haut zu verzeichnen, aber auch die beiden Duftstreifen unterscheiden sich. Ausgewogener ist er, harmonischer, weniger kantig – der Lavendel ist etwas beschwingter, fast schon heiter. Und insgesamt wirkt der Duft grüner, während die Basis mit einem Hauch Wärme versöhnt.

a bold and a beautiful deer...

In jedem Fall ist hier ein Test auf der eigenen Haut gefragt – so unterschiedlich, wie sich alle Düfte gebärden, sollte man sich die Zeit nehmen, zuerst zu erschnuppern, wie sich Anat Fritz auf einem selbst individuell entwickelt.

Was gleich bleibt ist mein Eindruck, der damals auch der gleiche war: Kindheitserinnerungen, wiedererwachende, an Großmutters Kräutergarten (den ich leider nie kennenlernen durfte). Impressionen längst vergessener Beutezüge durch Feld und Wald auf der Suche nach Steinen und Wurzeln, immer auf Ronja Räubertochters Spuren wandelnd, Nachmittage in der Stube eines alten Holzhauses inmitten teils antiker Bücher fallen einem dazu ein, genauso wie Wäscheschränke, die nach Lavendelsäckchen duften.

Hach… da bekomme ich gleich Lust auf ein paar Tage im Grünen – Ihr auch?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike, schwelgend.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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