Es oud-et sehr…

… auf dem Parfummarkt der letzten zwei, drei Jahre – insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass jener Hype, der mir sehr zupass kommt, auch Ben Gorham erreichte, jenen smarten Herrn hinter der schwedischen Firma Byredo.

Wie schon oft erwähnt – ich bin ein Fan. Ein Fan der Ingredienz Oud und ein Fan von Byredo. Deshalb konnte ich es kaum erwarten, die beiden Düfte in die Finger zu bekommen – es handelt sich nämlich gleich um ein Paar, ergo zwei neue Düfte, Accord Oud und Oud Immortel. Weshalb es ein Duo sein musste, verrät das deutsche Pressematerial:

Ben Gorham, Gründer und Creative Director von Byredo Parfums, über Accord Oud und Oud Immortel: „Ich lernte den Geruch von Oud in Indien und dem Mittleren Osten kennen. Sein unverwechselbarer und intensiver Charakter hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Bedürfnis, mich ganz auf die Eigenart dieses Rohstoffs zu konzentrieren und einen Duft zu kreieren, der sozusagen ausschließlich aus dem Charakter von Oud schöpft. Bei der Entwicklung stellte ich fest, dass unterschiedliche Facetten dieser komplexen Holzart in Verbindung mit anderen Essenzen noch stärker zur Geltung kamen. Letzten Endes gefielen mir zwei sehr unterschiedliche Interpretationen am besten, und ich beschloss, Accord Oud und Oud Immortel als Paar vorzustellen. In beiden Fällen handelt es sich um Übertreibungen der ursprünglichen Idee.“

Übertreiben wollen wir alle nicht – Herr Gorham sicher auch nicht. Eine kleine Übersetzungsgrobheit, die man ihm da angetan hat, aber ich denke, wir wissen alle, was damit gemeint ist: Der gute Ben hat sich ausgetobt und konnte nicht umhin, uns gleich zwei neue Düfte zu bescheren. Fein. Und sicherlich auch nicht die dümmste Idee, ist Oud doch eine so facettenreiche Ingredienz, dass es sich schwerlich vortrefflich mit nur einem Duft porträtieren ließe. Obgleich, ich gestehe – fragt man mich als Oudfan würde ich einen angeben können und wollen: By Kilians Pure Oud, hier auch bereits rezensiert.

Zum Rohstoff selbst hatte ich bereits vor einiger Zeit ein paar Zeilen anlässlich einer exzellenten Fernsehdoku geschrieben – siehe hier. Es handelt sich hierbei nicht klassischerweise um eine Holzart sondern, genauer: Um aufgrund einer bisher unbekannten Verletzungsreaktion verharzte Holzstücke des Adlerholzbaumes, aus denen entweder das kostbare Öl gewonnen wird, welches zur Weiterverarbeitung dient, oder die als solche zu Räucherzwecken verwendet werden.

Oud ist nicht nur selten, sondern auch extrem teuer, was durchaus in einem kausalen Zusammenhang steht. Obgleich (soweit mir bekannt ist) die genaue chemische Zusammensetzung immer noch nicht bekannt ist verwenden Parfumhersteller schon seit Jahren aufgrund des Oudhypes Ingredienzen, die ähnlich duften – bei Perfumeshrine findet sich dazu ein recht interessanter Artikel.

Genug drumherum geredet, beginnen wir mit Byredos zwei neuen Oudschönheiten – heute ist Oud Immortel an der Reihe, Accord Oud folgt morgen.

Oud Immortel – die Ingredienzen: Kopfnote: Zitronenschale (Limoncello), Weihrauch, Kardamom; Herznote: Patchouli, Papyrus, Rosenholz; Basisnote: Tabakblätter, Moos.

Oud Immortel legt zitrisch los – Zitronenschale ist angegeben, das trifft auch zu. Herb-säuerlich präsentiert sich diese, alsbald unterlegt durch frischen grünen Kardamom sowie grasig-grüne Noten, die wohl von Papyrus herrühren sollen. Eine bitter-aromatische Fruchtigkeit schafft sich – vor allem auf meiner Haut – Raum, die ich ehrlicherweise nicht eindeutig zuzuordnen, ich bin mir aber sicher, dass sie dem kalten Odem des Weihrauch anzurechnen ist. Jener stellt neben der namensgebenden Ingredienz Oud das Herz des Duftes da und verschmilzt mit derselben zu einer kühlen holzigen Rauchigkeit, welche von Moos und Rosenholz mit einer sanften Wärme unterlegt werden. Irgendwo dort verbergen sich auch die Tabakblätter, deren Präsenz wie mir scheint sich eher in der aromatischen grünen Mitte des Duftes ausmachen lässt.

Ein maskuliner Geselle, aber kein über-männlicher. Einer, der sich sicherlich auch von der geneigten Frau tragen lässt. Mich persönlich erinnert er ein klein wenig an Byredos Baudelaire, obgleich dieser eigentlich eher warmer Natur ist – und ich weiß auch wieso: Diese spezielle, von einem solchen wie hier verwendeten Weihrauch generierte, rauchig-kühle Fruchtassoziation erinnert mich immer an Wacholder, welcher sich nicht zu knapp in der Huldigung an den Dichter fand. In jedem Falle könnten die beiden die gleiche Zielgruppe haben, die keinerlei Berührungsschwierigkeiten mit dem heiligen Harz haben sollten.

Morgen werde ich mir für Euch Accord Oud zur Brust oder besser: Nase nehmen und am Freitag folgt um Byredo komplett zu machen dann endlich – ein Wink gen Margot 😉 – M/Mink, den ich Euch bereits viel zu lange vorenthalten habe.

Liebe Grüße und einen schönen Tag,

Eure Ulrike

Hier finden Sie Byredos Oud Immortel in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Margot
    9. Februar 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    winke zurück 😉
    Habe ihn am Samstag getragen und ich finde ihn immer noch schön! War damit sogar unter Menschen und habe KEIN Naserümpfen oder ähnliches gesehen. Aber definitiv: Ich habe ein Dauergrinsen im Gesicht wenn ich ihn trage oder nur an ihn denke; MIR macht er einfach jede Menge gute Laune!

    LG, Margot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert