In der Weihnachtsbäckerei

gibt es manche Leckerei.
Zwischen Mehl und Milch
macht so mancher Knilch
eine riesengroße Kleckerei.

Dieses Lied verfolgt mich seit meiner Kindheit. Irgendwann, es muss Ende der 1980er gewesen sein, hörte ich es im Fernsehen oder Radio, seither hat sich der Text des Refrains in mein Hirn eingebrannt; fast so wie die im Liedtext vorkommenden verschmorten Plätzchen. Dabei war ich schon als Kind von Herrn Zuckowski und seiner Musik eher wenig begeistert, das Lied fand ich schon beim ersten Hören doof und trotzdem taucht der Refrain jedes Mal, spätestens im November, wenn die Weihnachtszeit zum Greifen nah zu sein scheint, in meinem Köpfchen auf und geistert als Ohrwurm tage- bis wochenlang in selbigem herum. Wahnsinn! Nicht nur für mich lästig, sondern auch für mich umgebende Menschen, bin ich doch die ganze Zeit am Summen, Singen, Trällern. Immer die gleiche Textstelle. Das nervt selbst den hartgesottensten Begleiter an meiner Seite. Ihr, liebe Leser, könnt also froh sein, dass Ihr nur Geschriebenes von mir zu sehen bekommt, so ganz ohne akustische Untermalung. Obwohl ich es jetzt ja auch geschafft habe, die Weihnachtsbäckerei in einem Blogartikel zu verewigen und… vielleicht geht es ja dem ein oder anderen von Euch ähnlich wie mir. Für diesen Fall bitte ich um Rückmeldung, weil ich dann ernsthaft über die Gründung einer Selbsthilfegruppe nachdenke. Vielleicht unter dem Titel „Die anonymen Weihnachtsbäckereigeschädigten“? 😉

Trotz aller Schmähungen passt das Lied aber nicht nur zur momentanen Saisonlage wie die Faust auf das Auge, sondern auch zu unserem heutigen Artikel. Habe ich doch in meinem Probenschächtelchen noch eine Handvoll Gourmandphiolen gefunden, die jetzt so kurz vor der Adventszeit eigentlich nach einer Rezension schreien. Den Buß- und Bettag haben wir mittlerweile hinter uns gebracht (ach, wie schön war das, als der noch ein ordentlichen Feiertag war! Einfach so mal mitten in der Woche frei! Himmlisch!), wenn auch arbeitenderweise. Totensonntag steht in drei Tagen vor der Tür und am Sonntag darauf ist dann auch schon der erste Advent. Unglaublich wie das Jahr dahinrast! Eben war doch noch Silvester und der Jahresbeginn 2010… Bestimmt hat der ein oder andere von Euch auch schon angefangen Weihnachtsplätzchen zu backen. Ich überlege mir jedes Jahr gegen Herbst auch immer wieder etwas in die Richtung zu unternehmen, habe ich doch ganz hervorragende Plätzchenrezepte von Muttern. Ihre Vanillekipferl sind zum Dahinschmelzen. Und auch der Rest: grandios lecker! Einen Versuch, diese wunderbaren mürben Vanillehörnchen herzustellen, habe ich vor ein paar Jahren mal unternommen und scheiterte kläglich. Meine Vanillekipferl waren nicht locker-fluffig, zerfielen nicht allein im Mund vor lauter willenloser Mürbheit. Nein, meine waren bockelhart, zum Wände einschlagen. Für das Mitführen meiner selbstgebackenen vanillinen Betonhörnchen hätte man eigentlich einen Waffenschein gebraucht. So bleibt es auch dieses Jahr wohl mehr beim guten Vorsatz selbst zum Weihachtsbäcker zu werden. Da vertraue ich lieber auf Mutterns Backkünste, die haben mich noch nie enttäuscht. 🙂

Widmen wir uns heute, sozusagen als Gebäckersatz meinerseits, dem ein oder anderen Gourmandduft. Ersatz deshalb, weil ich mich beim ersten Schnupperer durch die Phiolenriege vor mir spontan an Kokosmakrone, Bärentatze und sonstiges süßes Backwerk denken musste. So reiche ich Euch heute einen Teller olfaktorischer Plätzchen und bin gespannt wie sie Euch munden. 🙂

Wie ungebackener Schokoteig riecht Montales Chocolate Greedy. Backkakao, Butter und Zucker, kombiniert mit einem Hauch Bitterorangenschale und der dunklen Süße der Bourbon-Vanille. Für Teignascher und Schokofans ein absolutes Must-Try!

Von dem Gerücht, dass Herr Montale früher bei Comptoir Sud Pacifique gearbeitet hat, habe ich Euch vor ein paar Wochen schon berichtet. Bestätigen würde es dieser Duft aus dem Hause CSP, der doch eindeutige Ingredienzähnlichkeiten zum eben genannten Schokoteig aufweist: Amour de Cacao. Süß-pudriger Kakao kombiniert mit Karambole und Orangenschale, gebettet auf eine Basis aus Vanille. Allerdings sind schnuppernderweise Unterschiede erkennbar. Die Kakaonoten übertönen das fruchtige Duo, das auf meiner Haut nicht wirklich zum Tragen kommt, dafür zeigt sich die Vanille schon sehr früh. Keine aristokratisch anmutende Bourbon-Vanille mit rauchig-dunkler Süße, sondern viel mehr die zuckrig-blumige Variante. Eine süß-weiches Schoko-Vanille-Mousse ohne Teigtendenzen.

Masakis Matsushimas Chocolat Mat kombiniert Früchte wie Grapefruit und schwarze Johannisbeere mit Rose, Kakao und Schokolade, gebettet auf Sandelholz und Moschus. Auf meiner Haut beginnt der Duft dezent zitrisch, doch alsbald bahnt sich die Schokolade den Weg: edelherb und dunkel. Der zartbittere Geselle verabschiedet sich recht schnell wieder. Zurück bleiben weich-pudrige florale Noten der unbestimmbaren Sorte. Interessant und eher schnelllebig!

Zurück zu CSP und dem ersten Vanilleduft: Vanille Abricot. Der Liebling vieler Hollywoodstars kombiniert Jackfrucht, Aprikose und Papaya mit Gourmandnoten und Vanille. Auf der Haut zeigt der Duft eine recht gleichbleibende Struktur: Samtige Früchte, sehr dicht gewebt und nicht einzeln auseinanderpflückbar, und quietschige Bonbonnoten, in deren Dunstkreis bestimmt auch irgendwo die Vanille herumschwirrt, ergeben ein sehr süßes, mitunter künstlich anmutendes Duftdessert.

Der CSP-Duft Vanille Coco vereint Heliotrop, Banane, Kokos, Milch und Vanille. Auf der Haut präsentiert er sich zuerst als mit Vanillearoma versetzte Bananenmilch, später zeigen sich cremig-wässrige Kokosnoten, die in mir leichte Kokossonnencremeassoziationen wecken. Die Kokosmakrone unter den Düften!

Herrn Montales Vanille Exstasy erinnert auf den ersten Blick ein wenig an Vanille Abricot, kombiniert er doch Aprikose mit Vanille, Ylang-Ylang, Jasmin, Hölzern und Harzen. Der Selbstversuch zeigt süße Fruchtnoten, die sofort von cremig-betörenden Weißblühernoten gekapert werden. So verbleibt der Duft auch: quietschig-weißflorale Bubblegum-Noten auf einem samtig-weichen und süßen Vanillebett.

Zuletzt noch eine Gourmandbombe: Bouche Baie von Nez à Nez. Waldbeeren, Maracuja, Weißblüher, Kirschen, Pfirsich, Kokosnuss, Honig, Vanille und Mandeln sind die Zutaten für den Duftteig. Auf der Haut entwickelt er zunächst eine milchige Brombeernote, dem recht schnell die weißen Floralen zur Seite springen bis der Duft schließlich in einer cremigen Mandel-Vanille-Basis ausläuft, die mit einer gehörigen Kokosraspeln bestreut ist. Ein opulentes Duftdessert für eingefleischte Gourmandfans.

Womit wir zum Ende unserer heutigen Duftvorstellung kommen. Ich selbst rieche mittlerweile auch wie ein wandelndes Vanillekipferl mit Schokoglasur und werde alsbald eine Dusche nehmen, bevor mich mein Freund, der mit einer recht empfindlichen Nase ausgestattet ist, noch stinkenderweise vor die Tür setzt. 😉

Einen schönen Tag und frohes Backen wünscht Euch,

Eure Stephanie.

Bildquelle: Weihnachtsgebäck und Nahansicht Plätzchen von Tommy Rumrich und Coconut Art von Nicolai Schäfer – some rights reserved. Vielen lieben Dank! 🙂

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

6 Kommentare

  1. Christiane
    16. November 2010
    Antworten

    Und wieder ‚was dazu gelernt: Im Süden ticken die Uhren schneller, der Buß- und Bettag ist schon vorbei 😉
    Chocolate Greedy ist mein Gourmandfavorit, und für mich grenzt es ja an Gotteslästerung, ihn in einem Atemzug mit den CSP-Düften zu nennen. Diese sind mir zu süß, zu eindimensional und vor allem zu flüchtig.
    Chocolate Greedy dagegen… schmacht.
    Aber die Geschmäcker sind zum Glück verschieden und also Dankeschön für Deinen Artikel. Und Vanille Extasy steht jetzt auf der Testen-muss-Liste.
    Für den Nez a Nez bin ich leider zu schwach, der war mir gegenüber keine Bombe sonder ein Baseballschläger – aber wie gesagt, es finden sich sicher standfestere Fans.
    Liebe Grüße C.

  2. Ulrike
    16. November 2010
    Antworten

    Im Süden ticken die Uhren SOWAS von schnell – das kommt davon, wenn die gute Uli Steffis Freitagstext vorzieht, weil sie mit ihrem Erfahrungsbericht vom Samstag noch nicht fertig ist/war 😉 😉
    Der allerdings kommt diese Woche noch, versprochen 🙂

    Liebe Grüße, die Uli, die auch noch ein paar Gourmands in petto hat 🙂

  3. Almut
    17. November 2010
    Antworten

    ich schließe mich christiane voll und ganz an, auch ich liebe den chocolate greedy in der kalten jahreszeit. nicht einfach nur ein süßes düftchen, nein, dieser duft hat mehr zu bieten als einfach nur klebrig zu sein. auch ich möchte ihn nicht mit den zuckerwässerchen von csp verglichen wissen 😉

    mit den nez a nez düften kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. die sind mir zu wenig „ausgegoren“ zu üppig und plump. vielleicht hab ich aber auch einfach nicht die richtige haut dafür.

    liebe grüße
    almut

  4. Steffi
    17. November 2010
    Antworten

    Nein, nein, meine zwei Chocolate-Greedy-Verfechter, ich möchte hier keineswegs den Duft aus dem Hause Montale zu einem siamesischen Duftzwilling von CSPs Amour de Cacao machen. Und dennoch sind Parallelen aufweisbar: die Zutaten lesen sich sehr ähnlich (auch wenn die Umsetzung in beiden sehr unterschiedlich ist) und der Papa der beiden ist auch der gleiche – Herr Montale. Zwei Schoko-Frucht-Vanille-Halbgeschwister, die sich vom Genotyp sehr ähneln, im Phänotyp (hier wäre der Olfotyp vielleicht passender, schließlich geht es hier ja nicht ums Aussehen, sondern um die geruchliche Ausprägung) aber so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht. Ach, da kommt wieder der Biologe durch 😉

  5. Christiane
    17. November 2010
    Antworten

    Na gut – nennen wir den CSP doch den bösen Zwilling 🙂

  6. Steffi
    17. November 2010
    Antworten

    Oder: die bucklige Verwandtschaft 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert