Huitième Art die Zweite

Anders als gestern angekündigt, geht es mit dem ersten der Düfte aus der neuen Kollektion von Parfumerie Générale-Mastermind Pierre Guillaume nicht gourmandig weiter – aber, Fans des olfaktorischen Naschwerks, es ist noch einiges für Euch dabei, keine Angst!

Aube Pashmina, Duft Nummer 3 erweckt beim alleinigen Lesen des Namens vollkommen falsche Assoziationen – dabei zollt Guillaume hier einem „in Tau stehendem Garten“ Tribut, über dem gerade die Sonne aufgeht: Basilikum, Rosmarin, Tomatenblätter und Johannisbeeren wachsen dort nebst Geranium. Darüber hinaus ist noch die Rede von Jasmin-Orangen-Sandelholz-Schwingungen… Letzteres vermag ich beim besten Willen nicht zu entdecken. Dafür ein sehr ernsthaftes, dunkelgrün leuchtendes Kräuterstillleben, das vornehmlich nach Tomatenblättern und Johannisbeere duftet, kühl und mit bitterem Selbstbewusstsein. Erinnert mich persönlich ein wenig an Odoris kongenialen und für mich immer noch ungeschlagenen Abenteurer Gli Odori, der sich zum Stelldichein mit d’Orsays Feuilles de Tomates-Raumspray verabredet hat, während Papyrus de Ciane und Jardin de Kerylos um die Ecke linsen, wobei letzterer seine Feigenfrüchte verloren hat. Erfrischend andere Erfrischung für die wärmeren Monate im Jahr. [Edit: Der Name steht für Guillaume für das Erleben des Duftes der Morgendämmerung, der Morgenröte, die über einem Garten liegt, umgeben von der Süße und Sanftheit von einer Pashmina]

Duft Nummer 4 heißt Manguier Métisse und, man ahnt es schon, nimmt sich ebenfalls einem eher seltener olfaktorisch verwendeten Früchtchen an – der Mango. Was gibt es da schon groß – Mango Manga von Montale, jener eher grellere Vertreter, Duchaufours Timbuktu, der eher kontemplative, für L’Artisan Parfumeur, Kid Mohair aus der Woll-Reihe Le Vie della Lana von Acqua di Biella, mehr mag mir aus dem Stegreif nicht einfallen. Ein bisschen ungeschickt übersetzt ist das Pressematerial für Manguier Métisse: „Ein Metapher für Holz; ein lieblicher, hartnäckiger Blütennektar mit frischen Mangoauszügen… Ein Mangorinde-Doppelakkord mit fruchtigem Aroma und einigen Teeblättern, vereint unter dem wärmenden exotischen Zucker der Frangipaniblüte.“ Holzig? Ja, ein wenig. In allererster Linie aber zu 200% Liebreiz, hervorgerufen durch tropisch-süße und betörende florale Noten im Duett mit fruchtigen Mangoanklängen. Eine Prise brauner Kandiszucker und irgendeine Zutat, die die vanillige Cremigkeit der Frangipani noch unterstreicht – vielleicht tatsächlich Vanille oder auch Tonkabohne und ein wenig Teeblätterzierrat am Rande… Fertig ist das exotische Stillleben.

Mit Ambre Céruléen, der Nummer 5, ist Guillaume ganz in einem seiner Elemente: Ein mächtiger heller Harzorientale, dessen Textchen aus dem Pressematerial sich in vornehmer Zurückhaltung übt und somit leicht am Duft vorbeischreibt: „Ein pudriger Balsam mit leichtem Amber… Opoponax, Tonkabohne und Sandelholz, zart beschienen von wertvollen biologischen Eisenkrautauszügen aus Marokko.“ Verbena muss man mögen – wer sie nicht mag, ist hier auch nicht verkehrt, ihr ansonsten oft gar nicht so zartes, zitronen-krautiges Stimmchen kann sich hier nur sehr schwer Gehör verschaffen, die anderen drei Noten, die sich logischerweise gegenseitig noch potenzieren, überwiegen eindeutig. Opulent und ausladend sind sie hier, die Harze und der Rest, die Wärme und Süße generieren, begleitet von leichtem Rauch und holzigem Hauch sowie einem winzigen Tupfer – Verbena. Ein Fest für Harzfreunde und Orientalenliebhaber, für alle anderen logischerweise wohl eher nichts. [Zu Ambre Céruléen fiel Guillaume Folgendes ein: „AMBRE CERULEAN: Cerulean Amber, cerulean = blue-green light, to express the idea of a very etheral and aerial amber.“]

Morgen folgt der Rest der Kollektion, ergo – bleibt dabei und habt bis dahin eine gute Zeit,

liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Tomato von Graham Soult, Unriped Mango von Asif Akbar, alles via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Margot
    4. November 2010
    Antworten

    Hallo Uli,
    als ich zu Aube Pashmina die Produktbeschreibung mit den Tomatenblättern, dem Basilikum und dem Rosmarin und so gelesen hatte, hab ich sofort an das Tomaten-Raumspray gedacht! Und ja, von deiner Beschreibung her wohl wirklich was für warme Tage in der Toskana 🙂 und ich bin froh, dass Du nicht schreibst „…. wie das Tomaten-Raumspray …“ Das möchte ich dann wohl doch nicht tragen 😀
    Werde ihn zu gegebener Zeit aber sicherlich testen!

    Mit dem Ambre Céruléen liebäugle ich schon eher. Die Verbena hat inzwischen etwas sehr verlockendes für mich und Hölzer und Rauch klingt auch gut. Wenn er nichts ist, bleibt immer noch die Calamity J. von JhG.

    Liebe Grüße,
    Margot

    • Ulrike
      8. November 2010
      Antworten

      Hallo liebe Margot,

      nein, er riecht nicht exakt wie das Raumspray, er riecht schon nach einem Parfum 😉 Aber, wie gesagt: er ist bitter, kräuterig, herb, tomatig und tomatenblätterig, dunkel, ein wenig chypriert, grasig und in jedem Falle grün. Ein schöner Duft, aber man muss ihn mögen.

      Der Amber ist ein absoluter Harzkracher, wie schon erwähnt. Verbena winkt zwar dezent von hinten, unten, wo-auch-immer, in allererster Linie aber HARZE und zwar FETT 😉 Insofern auch eine ganz andere Baustelle als unsere Wildwestlegende 🙂

      Liebe Grüße zurück,

      Uli.

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