Und weiter geht es …

… mit Boudica the Victorious, unserer Kriegerkönigin aus Great Britain. Letzte Woche bereits begonnen, werde ich Euch heute hier noch einige ausgewählte Düfte der Kollektion im Schnelldurchlauf präsentieren.

Pure – Citrus Unisex: Laut Boadicea „An innocent fragrance with a twist. The initial simplicity is a deceptive as it grows into a perfume for all seasons.“ Parfum für jede Jahreszeit – ja. Unisex – jein. Total innovativ? Jein. Ein Fruchtcocktail mit tropischen Anklängen, zitrisch-prickelnd und Tiefe atmend durch ein Jasmin-Rosen-Herz auf einer schönen Wärme spendenden Basis aus Sandelholz und Eichenmoos. Je mehr Zeit verrinnt, desto mehr allerdings formt sich Pure zu einem aurengleichen Duft, der in der Tat exotisch und auf eine bestimmte Art und Weise durchdringend sowie sehr rein wirkt. Marina von Perfumesmellingthings scheint er total head-over-heels erwischt zu haben, ich zitiere:

„Pure! The clean, comforting non-smell of a white t-shirt…I was attracted by the almost aldehydic and understated sparkle of the citrus top notes, by the way basil and juniper tempered the would-be robustness and sweetness of the base of sandalwood, patchouli and vanilla. There was an easy grace about Pure, something a little bit child-like…It was the comfort of the familiar, of the neutral…the calming, soft energy of the color white.“

Das kann ich jetzt so nicht für mich unterschreiben. Zuallererst entsprechen die Noten mit Basilikum, Wacholder und Vanille nicht dem, was ich rieche. Und auch nicht dem, was Boadi für den Duft angibt. Sei es drum – ich verstehe, was sie meint und sehe zwar keine Erhabenheit in dem Duft, aber zumindest kann ich das familiäre, vertraute und komfortabel-angenehme Moment sehr gut nachvollziehen, das hat Pure in jedem Fall. Selbst testen ist aber angesagt – die Ingredienzen sind für den eigentlichen Duft dieses Parfums nicht ausschlaggebend bzw. führen, was die Richtung angeht, ein wenig in die Irre.

Seductive – Musk Unisex: Verführend soll er sein, der „intriguing and extremely sensual blend of camphoracious notes against a heart of pepper, patchouli and ambergris.“ Rosmarin in der Kopfnote, Tanne und Pfeffer im Herzen sowie Patchouli, Ambra und Moschus in der Basis. Weshalb dieser Duft jetzt in die Moschus-Kategorie fällt will sich mir nicht wirklich erschließen. Mir ist das Verführer-Thema ja nicht ganz fremd, es ist Thema meiner Dissertation, in jedem Falle dürfte dieser Duft hier mein Favorit sein, was die Linie angeht: Krautig-ätherischer Rosmarin (darauf bezieht sich wohl die Kamphermetapher) mit brust- und lungenweitenden harzigen Tannennoten und subtiler Pfefferwürze auf einem sanften Lager von Moschus und Ambra, welches eigenartig skinnige Momente stiftet und mit Patchouli die Tiefe des Duftes verstärkt.

Alluring – Floral Women’s: „A gentle, feminine fragrance of great depth and tenacity“, so die Firma, die die Kopfnote mit Sommerfrüchten benennt, das Herz mit Rose und Ylang-Ylang füllt und in die Basis Patchouli und weiteres, natürlich Ausgewähltes und Wertvolles gepackt hat. Moos ist da für mich auf jeden Fall drin in der Basis, überhaupt rieche ich auf jeden Fall eines: Ein fruchtiges Rosenchypre, und zwar ein sehr schönes. Aber, Herr Boadi, ich muß sie enttäuschen – dieser Platz ist in meinem Herzen schon vergeben, und zwar an Eau Suave von Parfum d’Empire. In diese Richtung geht Alluring aber in jedem Falle, einzig – ein wenig fröhlicher ist er, ein wenig sonnenverwöhnter. Ich schlage mich wie annähernd immer auf die Seite der Melancholie 😉

Invigorating – Citrus Unisex: „Fruity and fun.“ Drei Worte und sechs Ingredienzen – Bergamotte im Kopf, Jasmin und Geranium im Herzen und Pfeffer im Hintern äh Ambra, Tanne und Labdanum in der Basis. Auch hier führen die Noten irgendwie in die Irre. Zumal sie in der nächsten Pressemitteilung dann wieder anders angegeben sind – da kommt nämlich Yuzu hinzu und Orange samt Lakritze und dunkler Schokolade. Darauf basiert auch die gar begeisterte Rezension bei Now smell this. Für mich ein flirrend-flirtiger Duft, hell und luftig, unbeschwert. Jasmin, betörend weil eben einmal nicht narkotisierend-schwer-erdrückend und ohne jegliche indolischen Anklänge, ich meinte eigentlich auch fruchtige Noten zu entdecken, Beeren. Hesperiden sind auf jeden Fall in den Anfängen vorhanden, weichen dann aber recht zügig um später in der Tat leichten Lakritz-Kakao-Noten Platz zu machen, die aus dem Duft aber weder einen Gourmandduft noch einen Herbst-/Winterkandidaten machen. Für mich, da schließe ich mich den Amis an, definitiv ein gut gelaunter Duft für die wärmere(n) Jahreszeit(en).

Delicate – Floral Women’s: Der Mai, der Mai… „A dance through a May Bluebell Wood carpeted with flowers“ soll es sein. Ein harmonischer Blütengrünling würde ich sagen, Frische und Frühling ausstrahlend. Narzisse(n) im Kopf schwirrend und Bergamotte (welche für mich kaum zu entdecken ist), Jasmin und Rose im Herzen und eine Basis von Sandelholz und Styraxharz. Alles wieder ein wenig verfremdend – Delicate ist voll überschwenglich grüner Noten und mit definitiver Priorität auf die Narzisse, ich entdecke hier keine verführerischen Weißblüter sondern grün in allen Möglichen Facetten mit zart-herben floralen Kontrasten, darüber hinaus aldehydische Anklänge und vor allem eine definitiv chyprierte Ausprägung. Angenehm altmodisch oder besser: nostalgisch. Und wohl einer der Düfte, die Madame Obama so begeisterten – kann ich mir gut vorstellen: Ein Duft für eine präsente und elegante Frau, die definitiv Frau ist, aber keinen girliesken Schnickschnack und Firlefanz braucht, um sich so zu fühlen.

Exotic – Musk Unisex: Wieder eine dieser unbrauchbaren Einteilungen… Der Duft hat seinen Namen wohl von dem afrikanischen Costus, einem Verwandten der Ingwergewächse, der hier nicht zu knapp mit verarbeitet wurde. Eine gewisse ins Herbe weisende Fruchtigkeit ist verdeckt erkennbar, begleitet von Lilien und zarter Rose, welche von kuschelig-warmen Noten umhüllt werden: Ambra und Moschus tun hier ihr Übriges, Weihrauch soll auch mit von der Partie sein, kann ich aber kaum entdecken. Aber den Lavendel in der Kopfnote kann ich entdecken nebst verhaltener Bergamotte. Ersterer unterstreicht vortrefflich den samtweichen Charakter des Duftes. Smooooooth.

So. Das war es erst einmal für heute. Ich würde mich über Eure Eindrücke von und zu der Linie freuen! Ansonsten wünsche ich Euch in jedem Falle einen guten Start in die Woche und verbleibe

mit lieben Grüßen,

Eure Ulrike.

Bildquelle: John Opie: Boadice haranguing the Britains via Wiki Commons.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    10. Mai 2010
    Antworten

    Verführung … interessantes Thema. Nach erfolgreicher Verteidigung wirf doch bitte den Link zur Veröffentlichung in die Runde. Falls Du noch Referenzen brauchst – die praktische Anwendung beherrscht Du perfekt:-))
    Liebe Grüße Christiane

  2. pamela
    10. Mai 2010
    Antworten

    Schöne Bilder. Was oder von wo sind die Flaschen (2te Bild)?

  3. Ulrike
    10. Mai 2010
    Antworten

    Hallo liebe Pamela,

    die Flaschen sind die Parfumflakons von Boadicea und ein Originalfoto aus deren Pressematerial 🙂

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

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