Das olfaktorische Laboratorium – Laboratorio Olfattivo, Teil 1

Mit Laboratorio Olfattivo haben uns die Italiener mal wieder eine kleine, feine Nischenduftmarke beschert, die mich durchaus zu verzücken wußte: Vier Düfte sind es, mit denen die Römer erst einmal starten und diese sind durchweg nicht nur gelungen, sondern mit knapp 90 Euro für 100ml auch mal preislich erfrischend günstig angesetzt.

Ich persönlich habe immer eine innere Preismesslatte vor Augen: Düfte, die mit 100ml bei um die 80 bis 95 Euro liegen, müssen sich meines Erachtens nach qualitativ mit L’Artisan Parfumeur messen lassen – ohnehin eine meiner früheren Lieblingslinien. Oder mit Juliette has a Gun. Dann gibt es noch die Sparte von 100 bis circa 150 Euro und jenen Bereich, in dem die Luft dünn wird und welcher nur spärlich besiedelt ist: Die Düfte ab, sagen wir mal: 180 Euro und aufwärts. Hier habe ich von der Qualität und vom allgemeinen Anspruch dann immer genau zwei Firmen vor Augen: Amouage und Parfums MDCI.

Je mehr Firmen auf den Markt drängen, und der Nischenduftmarkt gewinnt und wächst ja stetig in den vergangenen Jahren, desto häufiger werden diesbezüglich auch mal Ansprüche enttäuscht. Zumindest meine.

Hier kann ich jedoch guten Gewissens behaupten, daß dem nicht so ist. Drum möchte ich Euch auch die Düftchen vorstellen – ich bin mir sicher, der eine oder andere dürfte einige Fans da draußen finden…

Heute möchte ich mit Alkemi und Alambar beginnen, die beide in der orientalischen Ecke angesiedelt sind.

goldAlkemi wurde kreiert von Marie Duchêne, die hier, wie die Firmenbeschreibung verlauten läßt, Hölzer und Harze in olfaktorisches Gold verwandeln wollte. Was das Strahlen angeht, dürfte sie das in der Tat geschafft haben: Alkemi leuchtet wie sein metallener Bruder von innen heraus – ein balsamisches engmaschiges Duftgewebe, ein sehr sehr schöner Orientale, der mich allerdings eher an Harry Potters Giftkammern denken läßt als an einen orientalischen Basar, aber egal… Harze, Weihrauch und Hölzer werden von Ylang, Ambra und Vanille so eingerahmt, daß sie jenen ein wenig die Unnachgiebigkeit nehmen. Dominanter Weihrauch, Patchouli und Zedernholz umgarnt von warmsüßer Myrrhe, Ambra, Vanille sowie dem leicht floral-exotischen Ylang-Ylang. Hypnotisch irgendwie, da von annähernd ätherischer Qualität und sehr langanhaltend.

alchemyAlambar muß schon einem mächtigen Zauberspruch entwachsen sein – Ambrakadabra, wie es so nett in der Firmenbeschreibung heißt… Der Duft von Enrico Buccella offenbart eine kräftig-trocken-würzige Wolke mit pfeffrig-würzigem Zimt samt einer gewissen Schärfe. Trotz seiner überwiegenden und durchgängigen Trockenheit besitzt er Wärme vorhanden, eine weiche, fast vanillige Wärme, die einen angenehmen Kontrast zu dem ihm innewohnenden Feuer darstellt. Im Gegensatz zu Alkemi ist es nämlich kein Leuchten, sondern ein brennendes Glühen, das Alambar umfängt. Ein verdammt schöner Ambraduft für Orientalenliebhaber, der für mich in Richtung von Goutals Ambre Fétiche geht und aufgrund seiner Gourmandanklänge auch etwas für Freunde von PG’s Felanilla sein dürfte.

Darüber hinaus, das muß erwähnt werden – mich erinnert die Handschrift der beiden Düfte, obgleich von unterschiedlichen Parfumeuren, doch schon ein wenig an jene der „alten“ Lutens, von denen ich/wir es neulich auch im Rahmen meines Arabie-Artikels hatten. Arabie, Ambre Sultan und Co. – wer diese Düfte liebt, sollte sich einen Test der beiden obigen nicht entgehen lassen! Und – sie halten „Bombe“, wenn ihr so wollt.

Morgen erwarten Euch die restlichen beiden Laboratorios, Daimiris und Cozumel.

Bis dahin alles Liebe,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Gold von Andris Kovacs und Alchemy Laboratory 3 von Adam Korzeniewski – via stockxchng, vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Almut
    20. April 2010
    Antworten

    hallo uli!

    mich erinnert alkemi in der basis sehr an fumerie turque, nur ohne fumerie. eine tragbarere, weil rauchfreie variante.

    alambar hat streckenweise etwas von 5 o‘ clock au gingembre an meiner haut. also von daher stimme ich dir absolut zu mit der „lutens ecke“.

    auf jeden fall eine sehr spannende linie und ich bin neugierig, was diese firma noch so auf den markt werfen wird. der anfang war schonmal sehr gelungen 🙂

    liebe grüße
    almut

    • Ulrike
      22. April 2010
      Antworten

      Alkemi in der Basis wie Fumerie Turque? Daraufhin muß ich ihn nochmals testen, das ist mir ehrlicherweise gar nicht aufgefallen…
      Aber vielleicht habe ich nach dem Stichwort Lutens, welches mir vor dem Kopf groß aufleuchtete, auch schlicht nicht mehr weiter nachgedacht und/oder selektiert, welche(r) Lutens 😉
      Ich finde den Start auch äußerst gelungen und reihe mich wartend mit Dir ein, hoffend auf das, was da noch so kommen mag 😉

      Liebe Grüße,

      Uli.

  2. fredi
    21. April 2010
    Antworten

    Hallo,

    mich erinnert Alambar mit seinem Pfeffer-Zimt-Ambra-Akkord sehr an die Basis des Parfum Sacré von Caron (ohne die Rose in der Kopfnote). Sehr schön, sehr harmonisch und sehr langanhaltend.

    Alkemi ist mir persönlich zu weihrauchlastig.

    LG, fredi

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