L’Etat Libre d’Orange und die Promis …

Etat Libre D’Orange, das französische Pop-Art-Skandal-Parfumhaus, erfreut uns alsbald mit seinem neuesten Promi-Duft: Tilda Swinton Like this. Ganz ehrlich? Ich freue mich sehr darauf, hat mir doch bereits der erste VIP samt dem ihm zugedachten Duft des Hauses von 2007 ausnehmend gut gefallen: Es war die wundervolle Almodovar-Muse Rossy de Palma und ihr Eau de Protection, den ich anläßlich dessen doch mal wieder hervorgekramt habe.

Wie der eine oder andere ja schon weiß, bin ich auch ein großer Filmfan und teile die augenscheinliche Leidenschaft von Etat Libre d’Orange für charismatische Charakterfrauen; Ich habe sowohl für Rossy de Palma als auch für Tilda Swinton ein ausgesprochenes Faible – wie L’Etat Libre scheinbar auch.

rossyWenden wir uns doch mal dem Eau de Protection zu und Rossy de Palma. Kennt wer von Euch Rossy de Palma? Ja? Ich finde sie – wunderschön. Aber sie ist eben auch – speziell. Sehr speziell. Ein Aspekt dessen ist sicherlich die Asymmetrie ihres Gesichtes, die jenes so unvergeßlich macht. Ist Schönheit doch in unseren Breitengraden meist mit absoluter Symmetrie und somit Ebenmäßigkeit verknüpft, entspricht Rossy de Palma so gar nicht diesem gängigen Schönheitsideal (Tilda Swinton, da läßt sich vorgreifen, sicher auch nicht). Ohne Euch jetzt mit meinen persönlichen, sicher auch durch meine philosophischen Studien geprägten Ansichten von Schönheit allzu sehr langweilen zu wollen hat Schönheit für mich immer mit Geist zu tun, mit Ausstrahlung, mit Charisma und mit einer gewissen Intelligenz. Ohne Geist keine Schönheit. Das für gewöhnlich unter Schönheit Verstandene, die Optik, ist für mich Attraktivität, äußere. Und jene empfinde ich oftmals, mal ganz abgesehen davon, daß sie mich ohnehin nur anzieht im eigentlichen Wortsinne, wenn sie mit Geist gepaart ist, als zu glatt, wenn sie sich allzu perfekt inszeniert. Diesbezüglich geht es mir nicht anders wie einigen anderen (Frauen?), schaut man sich nur mal an, wie weit zum Beispiel Herr Brody immer in Abstimmungen der Sexiest Men nach oben kommt – bei Frauen ist das doch deutlich seltener, aber egal.

Rossy de Palma. Von Etienne de Swardt, dem kreativen Kopf hinter L’Etat Libre d’Orange als Muse entdeckt, als Verkörperung seiner Idee und seines Ideals, seiner Vision, die er mit L’Etat Libre umzusetzen sucht. Hier liegen, wie selbst bekundet, Hure und Heilige nah beisammen, Mutter und Liebhaberin, ja, vielleicht finden sie sich vielmehr auch in ein und derselben Frau. Es geht also um die vielfältigen Facetten des Weiblichen, wie so oft. Das Eau de Protection, geschaffen von Antoine Lie und Antoine Maisondieu, soll Schutz bieten, eine Rüstung sein im Kampf auf dem ewigen Schlachtfeld der Liebe.

Rossy de Palma Eau de Protection

Es soll eine Rose sein, eine ambivalente, stark und kämpferisch sowie weich und sensibel gleichzeitig, wie man aus Rossy de Palmas gedichtgleichen Zeilen in schönster Kleiner-Prinz-Manier entnehmen kann: Zeichne mir eine Rose…

Viel vorgenommen hat sich also das Eau, aber es verspricht nicht nur, es hält auch: Diese Rose hat Schönheit und Dornen.
Im Auftakt fast kämpferisch im Duo Bergamotte und Ingwer, dynamisch-spritzig ergänzt durch Noten von Pfeffer, die alsbald zum Herzen führen, das eine kühne und kühle Rose enthält, wollüstig, aber auch distanziert mit leichten metallischen Anklängen, die wohl eine abstrakte Variante des Blutes darstellen sollen. Blutrot stellt man sich somit die Rose vor, dornig, vielleicht mit einem Tropfen Blut daran, zugleich wunderschön und – betörend, was auch an dem eher subtilen weißfloralen Hintergrund liegt, den ich nicht eindeutig als Jasmin wahrgenommen hätte. Die Basis ist schlicht bezaubernd: Samtig-warm stiftet pudriger Kakao eine gewisse moschusähnlich skinnige Süße, während sich Benzoe für eine annähernd ambriert wirkende Abrundung verantwortlich sieht. Ein Hauch zart würzender Weihrauch sowie ein Tupfer Patchouli für die Tiefe und fertig ist das Eau.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Ingwer, schwarzer Pfeffer, Bergamotte; Herznotte: Bulgarische Rose, „Blut“-Akkord, Jasmin; Basisnote: Benzoeharz, Patchouli, Weihrauch, Kakao.

Ich muß ehrlich gestehen, daß ich anfänglich nur semibegeistert war, allerdings wird das Eau definitiv besser, je länger man es versucht – so zumindest in meinem Fall. Ein paar Anläufe sollte man ihm aber einräumen, schon aufgrund der metallischen Noten, die immer etwas gewöhnungsbedürftig sind. Aber L’Etat Libre ist ja ohnehin kein Label für halbe Sachen, ergo auch weder für zaudernde Unentschlossene noch für Schüchterne.

tildasZu denen zählt auch Frau Swinton nicht: Intelligent, stark, begabt und provokant – die Oscar-Gewinnerin ist gebürtige Schottin und entstammt einem der ältesten Clans, ist Cambridge-Absolventin und lebt seit längerem in einer polyamourösen Beziehung mit zwei Künstlern.

Für ihren Duft Like This ließ sie sich von dem islamischen Mystiker und Dichter Rumi (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi) inspirieren und wählte seine Worte, um ihren Duft zu beschreiben:

„Like this.
What does your fragrance smell like? Like this.
What does your fragrance feel like? Like this.
What do I do with this fragrance? Like this.
It’s an idea that makes me very, very happy.“

aus: The Essential Rumi, übersetzt von Coleman Barks mit John Moyne.

Der Duft wurde von Mathilde Bijaoui und enthält: Mandarine, Ingwer, Neroli, Rose, Immortelle (Italienische Strohblume), Vetiver, Heliotrope, Moschus sowie eine neue synthetische Essenz namens Potiron Jungle Essence (Mane Laboratories), welche wie Pumpkin, ergo Kürbis duften soll.

tildaswintonbyetatlibredorange

Die Werbung für den Duft paßt meines Erachtens nach recht gut zu Frau Swinton, setzt sie visuell doch ziemlich exakt deren subversive Erotik und Sexualität um. Seien wir doch ganz ehrlich: Das Bild wirkt erregt, sexuell aufgeladen. Insofern finde ich die Mutmaßungen bei Perfume Shrine eigentlich recht amüsant: Der Kürbis Pumpkin erinnert in englisch nicht nur in der Aussprache an sexuelle Aktivität, der Amerikaner Dr. Alan Hirsch wies in Studien auch dessen positive Auswirkung(en) auf die Durchblutung bestimmter (weibliche) Körperteile nach – ist vermutlich in einer polyamourösen Beziehung nicht von Nachteil…

Ich bin schon still 😉 … und harre gespannt dem Duft!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Pressematerial L’Etat Libre d’Orange sowie www.tildaswinton.net

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Margot
    19. Mai 2010
    Antworten

    Liebe Uli,
    ich bin ja vor einigen Tagen in den Genuss des Testens von „Like This“ gekommen. Und – ich hab den Duft in der Nase, wenn ich nur daran denke. Das geht mir mit Charogne ebenso. Bin ja echt ein Fan von Etat Libre d’Orange. Das heißt nicht, dass ich alle Düfte brauche oder mich damit schmücken muss. Nein, es ist einfach das Konzept und das -anders sein-
    Like this hat für mich einen ganz besonderen Reiz auch wenn ich mich momentan für etwas ganz anderes (eine Iris) entschieden habe. Aber da „Like this“ gerade ausverkauft ist, hat der wohl doch Zeit bis zum Herbst. Und, gerade entdeckt und wohl neu eingetroffen, Penhaligon’s – Anthology Collection. Muss den einen oder anderen UNBEDINGT DRINGEND testen, obwohl ich jetzt erst mal die Füße still halten wollte, ich Sachen testen und bestellen. Aber das geht wohl nicht.
    LG,
    Margot

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